Ein Glücksfall, Blatt für Blatt

Ein Glücksfall, Blatt für Blatt

Ruhestand mit Sinn und „Action“: Für Josef Venedey ist die Arbeit mit Kindern und jungen Menschen der rote Faden im Leben.

„Hier spielen wir gerade Völkerball. Und da wird mit der Laubsäge gearbeitet.“ Josef Venedey lächelt: „Spaß ohne Ende...“ Der spricht aus den vielen Fotos, die sich – einmal mehr – nach den Ferienspielen angesammelt haben. Mit jedem einzelnen kommt für den ehemaligen Pfarrer an St. Josef Rheydt die Erinnerung an ein besonderes Stück Sommer zurück: „Unser Motto lautete diesmal ’Blumenkinder’. Das sind alles Wildblumen, die wir in Heyden gesammelt haben“, erklärt Josef Venedey ein Foto, das sich nur mit ’Flower Power“ betiteln lässt: „Tolle Sträuße, oder?“ Die Bilder schmücken auch die Wände des Büros der Bürgerinitiative Kleeblatt (und der Solidargemeinschaft „SOLI“) an der Keplerstraße, Anlaufstelle seit vier Jahren.

Anfang 2010 in den Ruhestand getreten, war für Josef Venedey seit längerer Zeit klar, was sein „neues Leben“ ausmachen sollte: „40 Jahre als Kaplan und Pfarrer, das macht mindestens 50 Kinder- und Jugendfahrten“, lacht der 69-Jährige. „Immer ein Riesentrubel, manchmal Chaos, aber wunderbar.“ Mit Kindern und jungen Leuten zu arbeiten, weiß Josef Venedey, ermöglicht den Zugang zu dem, was ’dem Nachwuchs’ zu etwas immens Wichtigem fürs Leben verhilft: „Zu Offenheit, auch geistiger. Wenn Kinder vertrauen, sind sie zu bewegen, sie lassen sich ein, man kann ihnen Räume für Fantasie eröffnen, für Kreativität. Das macht sie stark, selbstbewusst.“

Dass rund um die „Juppekerk“ Bedarf für Unterstützung von Familien bestand, war Josef Venedey schon länger klar: „Viele Kinder hatten hier wenig Ansprache“, sagt er. „Da musste etwas geschehen.“ Ein Kreis, der sich „kümmerte“, war vorhanden: „Hauptsächlich Frauen, die sich schon in unseren Kinderbibelwochen engagierten.“ Zur Gründung der Initiative Kleeblatt war es nur ein kleiner Schritt. Heute zählen rund 30 Ehrenamtler („Jeder bringt sich mit dem ein, was er am besten kann“) zum festen Stamm.

Von Anfang an war dem aus Spenden finanzierten „Kleeblatt“ gutes Wachstum beschieden: „Bei uns geht es sehr familiär zu. Alters- und Standesunterschiede spielen keine Rolle“, beschreibt Josef Venedey das Miteinander. „Viele Kinder wachsen hier geradezu geschwisterlich miteinander auf“, lächelt er. So manches Kleeblatt-Kind, berichtet er stolz, sei mittlerweile selbst Leiter: „Hier, Lisa zum Beispiel. Die ist jetzt größer als ich!“ Und von manch wundersamer Wandlung ist ebenfalls zu berichten, so habe sich etwa ein blasser kleiner Computer-Nerd im Lauf der Ferienspiele zu einem begeisterten Sänger und Tänzer entwickelt. Schuld daran, schmunzelt Josef Venedey, sei da auch seine Gitarre. „Den Josef ohne Gitarre, das gibt’s nicht. Gitarre funktioniert immer.“ Austoben und „abrocken“ ist das eine – zur Ruhe kommen das andere. Josef Venedey zeigt ein Foto von der so genannten Schlussreflexion nach Ende der Ferienspiele: „Kinder können auch richtig still sein.“

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Den Erfolg der Initiative erklärt sich Josef Venedey auch mit der „offenen“ Arbeitsweise von Kleeblatt: „Jeder kann sehen, was wir machen.“ So gehören zum Jahresprogramm – neben den Ferienspielen im Sommer – auch die „Klassiker“ fürs zweite Halbjahr mit Erntedankfeier, Herbstfahrt, Lesenacht und natürlich der Krippenfeier am Birnbaum in Heyden: „Mein alljährliches kreatives Highlight!“, ist Josef Venedey bereits wieder im Element. Dem Pfarrer im Ruhestand, auch aufgrund vieler „Vertretungsjobs“ immer im Einsatz, ist die Freude über Kleeblatt und seine „Ableger“ anzumerken: „Mit den Kindern Lebensräume entdecken, sie aufwachsen und sich entwickeln sehen, ist eine tolle Sache.“ Fantasie dahin zurückbringen können, wo sie vielleicht ’verschütt’ gegangen sei, sieht er als ein Geschenk an. „Ganz wichtig ist auch Wertschätzung. Und Ermutigung, wenn sie gebraucht wird.“ Dazu noch das gemeinsame Erleben im Kleeblatt-Kreis... Josef Venedey ist sicher: „Da kommt eine Menge zusammen, was Kinder für ihren Schulalltag mitnehmen können.“

(StadtSpiegel)