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Die Stress-Notbremse gezogen

Die Stress-Notbremse gezogen

30 Jahre lang nahm Karola Uher am Gymnasium Rheindahlen den Regiestuhl ein, wenn es darum ging, mit einem Theaterkurs der Schule eine Stück „Bühnenleben“ zu entwickeln. So entstanden durch ihre Arbeit über die Jahre viele sehenswerte Inszenierungen, die stets das Publikum beeindruckten.

Doch jetzt ist Schluss.

Für Lehrerin Karola Uher vom Gymnasium Rheindahlen ist Schluss mit Theaterprojekten: „Ich habe zwei Korrekturfächer – und die Endproben reichen stets in die Abiturzeit hinein. Da geht anderes Schulische vor. Der Stress ist einfach für mich zu groß geworden“, sagt sie und fügt noch hinzu: „ Die Kräfte verlassen mich langsam.“ So hat die vom Theater begeisterte Lehrerin jetzt die „Stress-Notbremse“ gezogen und ihren geliebten Theaterkurs in andere Hände gelegt.

Seit 1981 unterrichtet Karola Uher am Gymnasium in Rheindahlen in den Fächern Deutsch und Französisch. 1983 startete sie ihren ersten Theaterkurs mit dem italienischen Lustspiel „Der Diener zweier Herren“ von Carlo Goldoni. Ein Jahr später konnte das Meisterwerk der Commedia dell’arte sehr erfolgreich aufgeführt werden. Innerhalb der nächsten Jahre ließ Uher unter anderem Werke von Moliere und Shakespeare (zum Beispiel„Sommernachtstraum“) folgen. Ja, sogar das „Theater des Absurden“ fand bei ihr Berücksichtigung. So wurden von Eugène Ionesco „Die Nashörner“ sowie von Fernando Arrabal „Picknick im Felde“ aufgeführt. Auch zahlreiche Boulevardstücke und einige Märchen reichern die Vita ihrer Regiearbeiten an.

Es dauerte fast immer ein ganzes Jahr, bis es dann endlich hieß: „Vorhang auf!“ Ein sechsmonatiges Kennenlernen (Theater AG) mit Ausprobieren der Spielfertigkeiten, ging stets der praktischen, szenischen Bühnenarbeit (dann „Kurs“ genannt) voraus. „In den meisten Fällen wurde die Stückauswahl den Schülern überlassen. Auch die Besetzung der Rollen lag in Schülerhand. Natürlich konnte ich jederzeit mein Veto einlegen, wenn ich ein Problem, oder eine Fehlbesetzung erkannte“, sagt Karola Uher. „ Aber es macht den Schülern doch erst richtig Spaß, wenn sie voll einbezogen werden und sogar in vielen Bereichen mitentscheiden können.“

Eine Inszenierung haftet ihr besonders im Gedächtnis: „Das lustige, aber auch zur Nachdenklichkeit anregende Stück „Die Nashörner“, erwies sich als ein hartes Stück Arbeit – und dauerte (Uher: „Ich kannte mich zu dieser Zeit mit Textstreichungen noch nicht so gut aus“) am Aufführungsabend gut drei Stunden. „ Meine Schauspieler war da schon sehr überfordert. Erst mit der dritten Vorstellung konnten die Unsicherheit ausgemerzt werden. Aber der Kurs wollte dieses Stück unbedingt spielen – und im Nachhinein muss ich sagen: Meine Lieblings-Inszenierung, weil es für mich die witzigste, aber auch die schwerste Theaterarbeit war.“

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Von Oktober eines Jahres bis Ende Mai des nächsten wurde stets geprobt. Zwei Stunden – Szene für Szene, Akt für Akt. „Für mehr reichte die Konzentration nie“, sagt Uher, die ruhig, aber auch mal sehr bestimmend ihr Ensemble bis hin zur Premiere führte, wo Karola Uher dann mehr als „Psychologin“ gefragt war. „Händchenhalten war dann angesagt, Mut musste zugesprochen werden, denn die Anspannung und die Angst zu versagen war bei den Aktiven schon riesengroß “, weiß die Kursleiterin schmunzelnd zu berichten.

Aber die Theaterarbeit mit den Schülern hat ihr immer riesigen Spaß bereitet. Zu sehen, wie sich die Charaktere auf der Bühne von Probe zu Probe entwickelten, schaffte ihre große Zufriedenheit.

„Ja“, sagt sie, „Erfolg macht stolz. Ich war nach jeder Aufführung richtig stolz auf meine Schüler!“ Auch die Zusammenarbeit mit ihrem Bruder (Siegfried Schürenberg), der ihr über diese 30 Jahre als Bühnenbildner beiseite stand, war immerzu eine vergnügliche und erfolgreiche.

Vor wenigen Wochen hatte Karola Uhers letzte Regiearbeit am Rheindahlener Gymnasium Premiere. Im Shakespeare-Jahr (natürlich mit einem Shakespeare) mit „Was ihr wollt“. Hätte man nach dieser sehr schönen Aufführung das Publikum und die Schüler gefragt, was sie denn wollen, dann hätte es mit Sicherheit genau diese Antwort gegeben: „Das unsere Frau Uher weitermacht!“

(StadtSpiegel)