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Eine kleine Wohnung wäre das Größte!

Eine kleine Wohnung wäre das Größte!

Rainer sitzt am Samstagnachmittag mit neuer Frisur und blau gefärbter Strähne am Hinterkopf an seinem Platz vor der Sparkasse in Giesenkirchen. Es gehen nicht viele Leute vorbei, aber die, die vorbeikommen, lächeln.

Rainer lächelt zurück, in gewohnter Perspektive von unten nach oben, und zeigt sein breites Lachen, hoffnungsvoll und freundlich. Fühlt er sich unbeobachtet, zeigt sich seine ernste Seite, die der Erschöpfung und oft nickt er auch kurzzeitig auf seinem Rollator ein.

Für Passanten ein gewohntes Bild. Rainer gehört seit 2008 zum Ortsbild wie der Kirchturm auf dem Marktplatz. Nach zweiwöchigem Krankenhausaufenthalt führte der erste Weg am letzten Freitag mit dem Bus nach Giesenkirchen. Bypässe für die Beine sind geplant. Eine Therapie seiner Narkolepsie, wie er immer wieder erklärt, liefe bereits und man gewinnt den Eindruck, er wolle sich dafür entschuldigen.

Zur Zeit lebt Rainer in einem Zimmer bei seiner Ex. Hatte vor zwei Jahren seine kleine Wohnung in Mönchengladbach verloren. Schuld war die Nachzahlung der Stromrechnung, die, wie er sagt, nicht bezahlbar war. 1 500 Euro waren gefordert, er habe nie eine Erklärung dafür finden können, schließlich wäre er ja nur wenige Stunden am Tag zu Hause gewesen.

Der 51-jährige Rentner lebt von der Grundsicherung, freut sich über jeden Cent, den er zusätzlich hat, möchte manchmal auch etwas Leckeres essen. „Ich liebe die Kontakte hier in Giesenkirchen. Es geht mir hier nicht nur um das finanzielle Zubrot,“ sagt er. Aber eines sei ihm aufgefallen: „Die Giesenkirchener sehen mich schon als einen Bekannten. Sie reden mit mir, worüber ich mich natürlich sehr freue. Aber immer öfter bleibt meine Mütze leer. Einem Bekannten drückt man ja auch nicht 50 Cent in die Hand. Vielleicht liegt es daran.“

Sein größter Wunsch wäre eine kleine Wohnung und wenn es nur ein Zimmer sei. Da er die Grundsicherung, seine Rente bekäme, wäre die Miete gesichert. Arbeitslos würde er ja auch nicht mehr als Rentner, sagt er scherzhaft. Er sei zwar sehr dankbar, dass seine ehemalige Lebensgefährtin ihm ein Zimmer überlasse, aber sie sei auch sehr krank und bräuchte viel Ruhe. Und der Haussegen hinge hin und wieder auch schon mal schief, was nicht verwundert, denn mit der Wohnungssuche sei das so ein Problem.

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Aber da hat er noch einen Wunsch, einen für die Zukunft und seine Augen leuchten. „Wenn ich alles hinter mir habe“, er meint die Operation an den Beinen, „wünsche ich mit einen kleinen Hund. Das würde mir gut tun. Ich bin sowieso gerne draußen, müsste laufen und meine Muskulatur wieder trainieren. Ich vertraue Tieren mehr als Menschen, manchmal rede ich sogar mit den Blumen.“

Vielleicht kennt ja jemand jemanden, der vorurteilsfrei eine kleine Wohnung zu vermieten hat?

(StadtSpiegel)