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Das „wahre Leben“

Das „wahre Leben“

Woran merkt man, dass man lesbisch ist? Und was bedeutet eigentlich trans? Auf diese und andere Fragen hat das Team von SchLAuMG die Antworten – buchstäblich aufgeklärt und locker.

„Also – ich mach’ das richtig gern!“ Kira Papalau strahlt. „Die Rückmeldungen sind immer positiv, und oft wird man gleich noch mal gebucht“, freut sich die Kulturpädagogikstudentin. Fabian Diepes nickt: „Weil es allen was gebracht hat. Man merkt, dass man Fragen beantworten konnte, die schon lange gebrannt haben.“

Kira und Fabian sind Ehrenamtler bei SchLAuMG, dem schwul-lesbisch-bi-trans-Aufklärungsprojekt der AIDS-Hilfe Mönchengladbach/Rheydt. Wie das Projekt arbeitet, erklärt Karina Janßen (Prävention/Beratung und Begleitung): „SchLAu bringt Jugendliche und junge Erwachsene mit lesbischen, schwulen, bisexuellen und TransMenschen zusammen. Unsere Gruppe besucht Schulen, Jugendzentren und andere Bildungseinrichtungen in Gladbach und Umgebung.“

Ko-Koordinator Alexander Marschner ergänzt: „Ab 7. Klasse aufwärts, quer durch alle Schulformen. Bedarf gibt es jede Menge und überall. Wir gehen auch in Unternehmen oder Lehrerfortbildungen.“ Herz und Rückgrat der SchLAuen Arbeit sind in Mönchengladbach wie in ganz NRW ehrenamtliche Aufklärer und Aufklärerinnen wie Kira und Fabian. „Unsere Ehrenamtler sind Schüler oder Studenten, kommen aus den unterschiedlichsten beruflichen Bereichen und sind im Schnitt zwischen 18 und 27. In Mönchengladbach haben wir ein wunderbar buntes Team, multikulti und überhaupt“, erzählt Karina Janßen. „Wir sind Theorie und Praxis, wissen, wovon wir reden, bringen uns mit unserer eigenen Biografie ein.“ Kira lacht: Den Satz „Krass – die gibt es ja wirklich!“ hört sie oft. „Schwule, Lesben und so weiter live und in Farbe – und nicht im Fernsehen!“ Fabian greift den Faden auf: „Wir kommen als wahres Leben daher.“

Die Idee hinter dem Aufklärungsprojekt fasst Kollege Alexander Marschner zusammen: „Vorurteile und Klischees durch Begegnung abbauen.“ Mechanismen von Diskriminierung, Homo- und Transphobie erfahrbar machen, einen Beitrag zu demokratischer Menschenrechtsbildung leisten, dafür stehe das Projekt: „Dabei darf jeder genau die Fragen stellen, die ihn beschäftigen, im direkten Gespräch oder anonymisiert auf Zetteln. Egal, ob sie ihn selbst betreffen oder jemand anderen.“ Fachlich-sachlich zu bleiben, betont der 18-jährige Fabian mit Studien-Wunsch Soziale Arbeit, sei in jedem Fall richtig. „Nur nicht von oben herab. Wir treten bewusst nicht als Lehrkräfte auf,“ so der Abiturient. „Die Lehrer sind in den Workshops gar nicht dabei“, nickt Kira Papalau. „Einzelheiten besprechen wir im Vorfeld.“

Bunt wie die Thematik ist die Palette der Fragen bei den Jugendlichen. „Die wollen wissen, ob man als Schwuler seinen Freund zum Abi-Ball mitbringen darf, in welchem Alter man sich outen sollte, wie Lesben sich körperlich lieben, ob Eltern oder Ausbilder einen rausschmeißen dürfen...“ Fragen, die in den Workshops ganz bestimmt Antworten finden – ebenso wie die, wofür eigentlich bei Trans das Sternchen steht.

(StadtSpiegel)