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Auf die Pauke hauen

Auf die Pauke hauen

Im Jugenheim in Giesenkirchen wird es lebendig. Der "harte Kern" ist gekommen um zu proben. Sie erzählen sich das Neuste vom Tage, verteilen Gebäck zur Stärkung. Die Instrumente werden geholt und die Gruppe des Tambourcorps, an diesem Abend mit acht Mitgliedern anwesend, stellt sich im Halbkreis auf und legt los.

Die Vereinigten Spielleute Giesenkirchen 1906, derzeit 24 Mitglieder, proben dienstags. Um 19.30 Uhr geht es los in der Turnhalle im Städtischen Jugendheim in Giesenkirchen, Am alten Friedhof.

"Wir sind im "Hundertsten" und wir kämpfen", sagt Andrea Bauch-Jansen, im Team der dreiköpfigen Geschäftsführung des Vereins, der nun seit 100 Jahren besteht. Die sympathische zierliche Frau, die zusammen mit ihrer Schwester Petra Pöhler und Pascal Wirtz die Spielleute beieinander halten will und sich riesig über Zuwachs freuen würde. "Fünf bis sechs Neue wären optimal", sagt Kassierer Michael Neumann.

Aber wie schwierig die Suche nach neuen Mitgliedern ist, haben sie schon erfahren. Flyer und Aushänge mit der in rot geschriebenen herzlich gemeinten Einladung "Wir suchen Dich!" haben noch nicht gefruchtet. Geschätzte 80 bis 85 Vereine gäbe es in Giesenkirchen und alle haben Nachwuchssorgen. "Die Zelte bei den Schützenfesten sind nicht mehr voll und man überlegt schon die Veranstaltungen auf drei Tage zu kürzen", erzählt Andrea Bauch-Jansen. Sie haben sich schon viele Gedanken gemacht, womit der wachsende Abstand zum Vereinsleben zusammenhängen könnte.

"Wir glauben, dass die berufliche Entwicklung eine große Rolle spielt. In immer mehr Berufen muss am Wochenende gearbeitet werden. Pflegeberufe, Bäcker, Soldaten sind da nur wenige Beispiele. Die Leute sind nicht mehr so flexibel wie früher. Die Zeit fehlt. Und die demografische Entwicklung trägt natürlich auch dazu bei. Es gibt immer weniger junge Leute", so die Geschäftsführerin.

Sie selbst spielt Querflöte neben Trommel, Lyra, Pauke und Becken. Aber Vorkenntnisse seien nicht erforderlich, sagt sie. Rhythmus im Blut reiche erstmal aus. Es seien nur ein paar kleine Anschaffungen nötig. Instrumente und Uniformen werden gestellt. "Es kostet also fast nichts", sagt sie beteuernd, will die Angst vor Fehlinvestitionen nehmen.

An die 42 Märsche haben die Spielleute auf Lager. Gespielt wird selbstverständlich beim heimischen Giesenkirchener Schützenfest, am Schützensonntag in Schelsen, bei den Geistenbecker Schützen und den Königshovenern im Rhein- Erft-Kreis. Und dort sogar samstags und sonntags, erzählen sie stolz.

(StadtSpiegel)