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Olympionike von nebenan

Olympionike von nebenan

Sie ist seit über 20 Jahren erfolgreiche Dressur-Reiterin, war sogar bei Olympia und auf Turnieren in der ganzen Welt und hat eine große Wand voller Auszeichnungen. Das allein macht Daniela Boden-Bitzer schon zu etwas Besonderem.

Dass sie das alles auch noch ohne Hände schafft, ist für viele unglaublich.

Ihr Herz für Tiere, insbesondere Pferde, ist und war schon immer groß. Das zeigt auch ein dicker Ordner mit Zeitungsartikeln die Daniela Boden-Bitzer über sich gesammelt hat. Der erste ist von 1994 und trägt die Schlagzeile "Sie machte totgeweihtes Pferd zu Turnierstar". Damals rettete sie das Tier vor dem Metzger, das ihr später zu Erfolg verhalf. Auch heute ist sie sozusagen als "Pferdeflüsterin" tätig und trainiert Pferde, bei denen Menschen sagen, sie funktionieren nicht richtig.

Problempferdemanagement nennt sie es und erklärt: "Ich versuche zu vermitteln zwischen Pferd und Mensch, kümmere mich dabei aber mehr um die Bedürfnisse der Tiere." Sie bereitet Mensch und Pferd auch auf Turniere vor, die sie selbst heute nur noch wenig reitet. Der Grund dafür ist nicht die Tatsache, dass sie wegen einer genetischen Veränderung ohne Unterarme und Hände auf die Welt gekommen ist, sondern dass sie sich lieber auf ihre Familie konzentriert.

Turniere zu reiten war für die Neuwerkerin lange ein wichtiger Lebensinhalt, "weil man da sieht, ob man gut gearbeitet hat und sich mit anderen vergleichen kann. Außerdem ist man dort nur einer von vielen und fällt nicht weiter auf." Hilfsmittel brauchte sie dafür nicht, denn schließlich reite man nicht mit den Händen. Heute möchte sie ihr Wissen um die Reiterei weitergeben und anderen im Umgang mit ihrem Pferd helfen. Boden-Bitzers aktuelles Pferd heißt eigentlich "Zapatero", aber sie nennt es liebevoll "Zappel", weil es so unruhig war, als es damals zu ihr gekommen ist. Davon merkt man heute nichts mehr, als der Hengst auf Aufforderung für ein Foto aus seiner Box tritt und ruhig stehen bleibt. Außerdem hat sie neben ihrem Pferd noch einige andere Tiere auf ihrem Hof und springt auch immer wieder ein, wenn Wildtiere Hilfe brauchen. Ihre Behinderung ist dabei nebensächlich. "Tiere sind ehrlicher als Menschen und die interessiert es nicht, ob ich Hände habe. Die fragen nicht, kannst du das überhaupt, sondern freuen sich einfach, wenn ich mich um sie kümmere." Mit ihren körperlichen Einschränkungen hat sich Boden-Bitzer arrangiert. "Was mich behindert, sind nicht meine fehlenden Hände, es ist die Gesellschaft. Mit Behinderung zu leben ist sehr mühsam, erfordert viel Kraft und einen großen Dickkopf."

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Immer wieder sei sie ausgeschlossen worden und habe gesagt bekommen, dass sie etwas nicht könne. Und immer wieder gab es Neid und Missgunst, wenn sie Dinge vielleicht sogar besser konnte, als Menschen ohne Behinderung. Als "normaler" Mensch sei sie oft nicht wahrgenommen worden. Daran würde sie gerne etwas ändern und bietet deshalb auch immer wieder an, zur Aufklärung in Schulen oder andere Einrichtungen zu kommen, damit die Menschen sie kennenlernen und ihr ohne Scheu alle Fragen stellen können. Berührungsängste braucht man dabei keine zu haben, denn Boden-Bitzer freut sich, wenn die Menschen offen auf sie zugehen.

(StadtSpiegel)