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Märsche sind zum Üben da

Märsche sind zum Üben da

Ohr und Auge etwas bieten: Bei den Vereinigten Spielleuten Giesenkirchen 1906 stoßen alle ins gleiche Horn – ob an Becken, Flöte oder Lyra.

Kinder, die sich etwas in den Kopf gesetzt haben, können sehr beharrlich sein. Martin Veenstra kann davon ein Lied singen. Im Fall von Sohn Christian war es ein Schlaginstrument, dass sich der Junior, damals 12 oder 13, mit Nachdruck wünschte: Die so genannte „Kleine Trommel“. Über den Schwager finden die Veenstras heraus, wo sich Christians Musikerträume verwirklichen lassen: „Er hat uns erzählt, wo die Vereinigten Spielleute proben. Wir sind hingegangen, und so hat’s angefangen“, blickt Martin Veenstra zurück.

Atmosphäre, Sound, die Gemeinschaft einer eingeschworenen Truppe begeistern nicht nur Christian, sondern auch seine Schwester, die Mutter und den Vater. Alle vier schließen sich den Vereinigten Spielleuten Giesenkirchen 1906 an. Vierzehn Jahre ist das her, Martin Veenstra – aktiv an Becken und Pauke – ist heute 1. Vorsitzender. Ehefrau Silvia spielt die Lyra, die Tochter nimmt eine familienbedingte Auszeit, und Christian, einst der „Kleine an der Kleinen Trommel“, ist jetzt Mitglied im Stabsmusikcorps, stationiert in Siegburg. „Er spielt immer noch bei uns mit. Wann immer es geht, ist er bei Auftritten dabei“, freut sich Martin über die Verbundenheit nach Noten: „Wir sind seit jeher eine musikalische Familie, haben immer viel miteinander gesungen.“

Die Vereinigten Spielleute Giesenkirchen 1906: Man kennt den Spielmannszug in den schmucken Uniformen von vielen Brauchtumsveranstaltungen in Mönchengladbach und weit darüber hinaus. Für den guten Klang sorgen und dabei auch optisch Eindruck machen – wie bekommt man das hin? „Mit Trockenübungen“, weiß Martin Veenstra. „Immer wieder Marschieren. Zuerst nur mit Begleitschlägen, dann Schritt für Schritt mit allen Instrumenten.“ Der 1. Vorsitzende schmunzelt: „Märsche sind zum Üben da.“

Auf ein „100 Prozent sauberes Spiel“ legt man bei den Spielleuten großen Wert. Ein selbstgestecktes Ziel, das „Lernende und Altgediente“ gemeinsam erreichen, wie Martin Veenstra erklärt: „Abgucken und Zuhören.“ Wer sich den marschierenden Musikanten anschließen möchte, muss kein Instrument beherrschen: „Nein, wir bilden aus. Man muss noch nicht einmal klassische Noten lesen können. Wir arbeiten mit einem speziellen System mit Pünktchen.“ Was den Spielmännern – und -frauen – nicht erspart bleibt, ist häusliches Üben, wie Martin Veenstra weiß: „Einmal wöchentlich sollte man sich auch daheim mal sein Instrument vornehmen. Zum Geschmeidig-Bleiben.“

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An Fortentwicklung ist man bei den Spielleuten, die jeweils dienstags, 19.30 Uhr, im Jugendheim am Alten Friedhof proben, immer interessiert. „Das geht nur über kontinuierliche Jugendarbeit“, weiß Martin Veenstra. „Die läuft bei uns super“, freut er sich. Unter Federführung von Andrea Bauch-Jansen trifft sich der Nachwuchs zum Schlittschuhlaufen, unternimmt Ausflüge oder macht es sich bei DVD-Abenden gemütlich. Überhaupt, so Martin Veenstra, biete der Verein das ganze Jahr über all seinen Mitgliedern einen Rahmen: „Wir sind familiär und lustig. Und zackig sowieso!“, lacht der Liebhaber von Blasmusik aller Art.

Mit welchen Notenblättern die Vereinigten Spielleute losmarschieren, wird im Plenum entschieden: Einmal jährlich darf jedes Mitglied seine Wünsche fürs Repertoire vorschlagen. Bravour-Stücke des Tambourcorps sind der Badonviller Marsch, die „Berliner Luft“ und der „Tiroler Adler“, der König-Ludwig II-Marsch und – ganz neu – „Mein Regiment“: „Wir orientieren uns am Programm von Blaskapellen. Die Noten stricken wir entsprechend um.“

Weniger fürs Umstricken denn fürs Umändern der Uniformen ist Ehefrau Silvia zuständig: „Als gelernte Schneiderin natürlich mein Metier.“ Das Outfit wird ebenso zur Verfügung gestellt wie das Instrument. „Wird alles von unseren Gagen bei Auftritten angeschafft“, so Silvia Veenstra, die das beste Einstiegsalter ins Corps mit „zehn oder elf“ angibt. Und Mann an der Pauke wie Mädchen an der Flöte: Bei den Vereinigten Spielleuten marschiert alles in Hosen. „Es gibt sogar Spielmannszüge ohne Frauen“, wissen die Veenstras und sind sich einmal mehr einig: „Ist doch schade, oder?“ Nachwuchs ist im Übrigen immer willkommen: „Zwei Trommeln, ein paar Flöten und eine Lyra... – da freuen wir uns!“

(StadtSpiegel)