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Ein Zoobesuch zum 100. Geburtstag

Ein Zoobesuch zum 100. Geburtstag

Brunhilde Heite feierte Geburtstag, nicht irgendeinen, sondern den 100. Ihr Wunsch für diesen besonderen Tag: ein Ausflug in den Odenkirchener Tierpark.

„Ich liebe Tiere, wir hatten früher selbst Kaninchen, Katzen und Hunde“, erzählt die lebensfrohe Seniorin. Den Wunsch nach einem Zoobesuch erfüllen Tochter Anita Weber und Enkel Patrick ihr natürlich gerne. Zur eigentlichen Geburtstagsfeier reisen dann am Wochenende auch Tochter Walburga mit Enkeln und Urenkeln an. Brunhilde Heite wohnt seit diesem Frühjahr im städtischen Altenheim Lürrip, um in der Nähe ihrer Tochter zu sein. „Von ihrem Fenster aus kann meine Mutter beinahe bis zu mir nach Hause sehen“, sagt Anita Weber. „Sie hat sich hier schnell eingelebt und fühlt sich wohl. Nur den Dialekt hier, den versteht sie nicht immer“, ergänzt sie lachend. Die aktive Hundertjährige nimmt auch gerne an den sportlichen Angeboten des Heims wie Tai-Chi oder dem Training in der „Muckibude“ teil. „Meine Mutter war immer recht sportlich, sie hat Gymnastik gemacht und konnte sogar mit 93 Jahren noch einen Kopfstand“, erzählt Anita Weber. „Das kann ich aber jetzt nicht mehr“, ergänzt Brunhilde Heide bedauernd und lächelt dabei entschuldigend, so dass sich einige der mehr als halb so alten Gratulanten schlagartig um Jahre gealtert vorkommen. Die gebürtige Hagenerin ist laut ihrer Tochter eine wahre Überlebenskünstlerin mit einer Kämpfernatur. Jung verheiratet kam ihr Mann erst 1951 aus sibirischer Kriegsgefangenschaft zurück und verstarb früh, so dass sie ihre beiden Töchter allein und nur dank des großen Gartens in Hagen durchbringen konnte. „Wir waren jahrelang unfreiwillig Vegetarier“, erinnert sich Anita Weber und lacht, „aber wir hatten immer gutes Essen, denn meine Mutter konnte aus nichts etwas machen.“ Im letzten Jahr stürzte die fidele Seniorin beim Nachturnen einer Yoga-Übung aus dem Fernsehen so unglücklich, dass sie sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzog. Dem folgte Anfang des Jahres ein zweiter, so dass sie nicht mehr allein in Hagen wohnen bleiben konnte. Von den beiden Operationen hat sie sich aber gut erholt und unternimmt täglich Spaziergänge in die nähere Umgebung und den Volksgarten. Zuverlässiger Begleiter bei ihren Touren ist Teddybär Emil, der seinen festen Platz vorne im Korb ihres Rollators hat. Wenn Emil nicht spazieren geht, sitzt er am Fenster und beobachtet das Treiben vor dem Haus – den Geburtstagsausflug zum Zoo aber lässt er sich selbstverständlich nicht entgehen. Brunhilde Heite legt Wert auf ein gepflegtes Äußeres und auch Emil besitzt eine kleine Auswahl an jahreszeitlich angepasster Garderobe. „Emil ist mein treuer Freund, mein Seelentröster – den geb’ ich auch nicht mehr her“, sagt sie ganz energisch.

(StadtSpiegel)