Wenn Grenzen verschwimmen

Wenn Grenzen verschwimmen

Die HBO-Serie "Westworld" verwebt SciFi mit Wildwest-Action und wirft dabei interessante moralische Fragen auf.

Kommt eine neue Fantasy-Serie daher, sind in den vergangenen paar Jahren die Vergleiche mit Game of Thrones schnell bei der Hand. "Größer als Game of Thrones", "Erfolgreicher als Game of Thrones", "Neue Konkurrenz für Game of Thrones" und und und. "Westworld", die neue SciFi-/Western-Serie aus der Feder von Autor und Regisseur Jonathan Nolan, produziert von J.J. Abrams (Lost, Star Trek, Star Wars) braucht den Vergleich zumindest in einer Hinsicht nicht zu scheuen: Die Serie, die ebenso wie Game of Thrones in den USA auf HBO läuft, konnte für ihre erste Staffel mehr Zuschauer verbuchen als die erste Staffel des im fiktiven Westeros angesiedelten Fantasy-Epos. Ob aber "Westworld" tatsächlich zum weltweiten Phänomen wird, bleibt abzuwarten.

"Westworld" ist ein Freizeitpark, in dem androide Roboter den Besuchern eine Wildwest-Welt vorgaukeln — erdacht und erschaffen von Dr. Robert Ford (Anthony Hopkins). Die Besucher, abseits jedweder moralischer Bedenken, leben in "Westworld" ihre wildesten Fantasien aus. Gewalt, Sex, Abenteuer — in diesem Freizeitpark ist alles möglich. Ohne Konsequenzen für sie selbst oder die Welt um sie herum. Doch den Androiden, so wohlprogrammiert sie sind, muss regelmäßig die Erinnerung an das Erlebte genommen werden. Überprüft werden, ob sie weiterhin, ohne ihr Dasein zu hinterfragen, funktionieren.

"Westworld" stellt immer wieder die Fantasiewelt des Freizeitparks der sterilen, realen Welt gegenüber, in der die Androiden nach Schießereien im Labor wieder auf Vordermann gebracht, ohne jeden Respekt nackt von den Programmieren verhört oder wie seelenloses Spielzeug von den Laborarbeitern missbraucht werden. Das moralische Dilemma, das die menschlichen Figuren in "Westworld" nicht zu haben scheinen, empfindet man als Zuschauer umso mehr.

Androidin Dolores' (Evan Rachel Wood, "True Blood") Welt etwa bekommt mehr und mehr Risse. Erinnerungsfetzen lassen sie ihre "Realität" in Frage stellen. Roboter-Prostituierte Maeve (Thandie Newton, "Line of Duty") beginnt ebenfalls ihr Dasein zu hinterfragen, während sie mehr und mehr von traumatischen Erinnerungen aus einem scheinbar anderen Leben geplagt wird. Die Serie spielt mit den ethischen und philosophischen Fragen von Schöpfung und präsentiert eine Gesellschaft, die skrupelloser nicht sein könnte. Wie viel Maschine und wie viel Mensch steckt in den Robotern? Wer ist hier eigentlich die größere Gefahr für wen? Ab wann überschreiten wir die Grenze zum menschlichen Bewusstsein?

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Dieses Dilemma wird umso undurchsichtiger, umso tiefer man in die Welt von "Westworld" vordringt. Bald kann man nicht mehr zwischen Mensch und Roboter unterscheiden. Es wird in Frage gestellt, ob es überhaupt noch einen Unterschied zwischen beiden gibt oder ob die Roboter gar die menschlicheren Wesen sind. Ein ums andere Mal überrascht die Serie mit Wendungen, die man selbst als geschulter Seriengucker nicht kommen sieht. "Westworld" birgt noch sehr viel mehr Geheimnisse als die erste Staffel aufgelöst hat. Auf die zweite Staffel, die im nächsten Jahr erscheint, darf man also gespannt sein. Ansehen kann man sich "Westworld" im Entertainment-Paket von Sky über Sky Go, kauft sie sich über Amazon oder iTunes oder im Handel.

(StadtSpiegel)