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Spannend oder „unanguckbar“?

Spannend oder „unanguckbar“?

Es gibt Serien, da ist man so hin und her gerissen zwischen „finde ich super“ und „nicht auszuhalten“. „Homeland“ ist für mich sowas. Ich kann mich nur schwer entscheiden, ob ich sie weiter gucken muss, weil sie spannend ist, oder ob ich sie „unanguckbar“ finde, weil die Charaktere so unsäglich unsympathisch sind.

Die US-Serie „Homeland“ beginnt damit, dass Sergeant Nicholas Brody (Damian Lewis, „Wolf Hall“, „Billions“) nach acht Jahren Kriegsgefangenschaft im Irak nach Hause zurückkehrt und als Kriegsheld gefeiert wird. Doch niemand weiß, ob al-Quaida ihn „umgedreht“ hat. Der Zuschauer ist, genauso wie CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes, „Romeo und Julia“, „Terminator 3“), hin und her gerissen zwischen seiner anscheinend echten Freude über die Rückkehr zu Frau und Kindern ins US-Vorstadtparadies und einem tiefen Misstrauen, weil der Zuschauer ihn heimlich „Allahu akbar“ betend in der Garage auf den Knien liegen sieht.

In der zweiten Staffel wird Brody dann, inzwischen bestens integriert, Kongressabgeordneter. Die Frage, ob er tatsächlich aufrechter Amerikaner, Doppelagent oder gar ein Doppelagent mit Gewissen ist, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und lässt Zuschauer wie auch die Charaktere in seinem Umfeld misstrauisch zurück.

Die von einer bipolaren Persönlichkeitsstörung geplagte Carrie Mathison, die versucht, hinter sein Geheimnis zu kommen, wird unehrenhaft entlassen, weil sie ihre Krankheit nicht länger vor ihren Kollegen verheimlichen kann und als Sicherheitsrisiko eingestuft wird. Sie versucht sich – wenn auch nur kurz - in einem ganz „normalen“ Leben.

Was ist richtig und was ist falsch? Die Frage zieht sich durch die gesamte Serie. Brody, Carrie, ihr Team bei der CIA – sie alle bewegen sich häufig in Grauzonen. Von persönlichen Abgründen bis zu der Frage, ob man für den vermeintlichen Schutz des Vaterlandes Unschuldige opfern darf, reicht die sehr große Bandbreite. Und überhaupt – wer ist hier eigentlich unschuldig?

Nur selten zeigen die Akteure „normal“ menschliche, für uns nachvollziehbare Gefühle von Freundschaft, Loyalität, Trauer, Liebe – und wenn, dann ist die Trauer auch mitunter gleich eine Überschwemmung, wie bei der in der zweiten Staffel ständig nervig heulenden Carrie.

Meistens wird so entschieden, dass der Zuschauer nicht mehr genau weiß, wer eigentlich noch mal die Guten und die Bösen, die Netten und die Unsympathischen waren.

Fünf Staffeln, 60 Episoden und eine Carrie, die es von diversen Nahost-Krisenherden nach Berlin verschlagen hat, später, sind sich die Zuschauer über das Für und Wider dieser Serie immer noch uneins.

In den USA wird ab Januar die nächste Staffel, Nummer 6, zu sehen sein. Die Staffeln 1 bis 4 gibt es als Stream bei Amazon Prime – im Originalton sowie in Deutsch.

(StadtSpiegel)