Der Cruise, der immer liefert

Der Cruise, der immer liefert

In „Barry Seal – Only in America“, basierend auf einer wahren Geschichte, steht Tom Cruise als Spion, Drogenlieferant und Waffenschmuggler zwischen CIA und Drogenkartellen.

Ein verwegen dreinblickender Tom Cruise, Aviator-Sonnenbrille auf der Nase, im Cockpit eines Flugzeugs sitzend, die etwas zu langen Haare fallen ihm ungezähmt in die Stirn: es ist nicht verwunderlich, dass man sich bei diesem Anblick an Cruise’ frühe Filme wie Top Gun oder auch das 90er Jahre Autorenn-Drama „Tage des Donners“ erinnert fühlt. Faszinierenderweise sieht der Mann auch immer noch so jungenhaft aus wie damals.

Von Tom Cruise als Person mag man halten was man will, doch eins hat er konsequent bewiesen: er liefert ab. Seien es die in schöner Regelmäßigkeit erscheinenden Mission Impossible Filme oder Sci-Fi Abenteuer wie „Edge of Tomorrow“: Action kann er, seine – oft haarsträubenden – Stunts macht er selbst und die Kinogänger danken es ihm mit klingelnden Kinokassen. „Abliefern“ tut sein Charakter in „Barry Seal – Only in America“ auch. Als „der Gringo, der immer liefert“, trickst er – nach einer wahren Begebenheit – gleichermaßen den amerikanischen Geheimdienst CIA wie auch kolumbianische Drogenkartelle (für Narcos-Fans gibt es ein Wiedersehen mit Pablo Escobar und seinen Schergen) aus und macht sich dabei die Taschen voll. Die Geldberge wachsen irgendwann so sehr an, dass der Gute die Taschen voller Dollarscheine im Garten vergräbt, in den Kamin stopft oder seiner Frau in Form von unzähligen Klunkern um den Hals hängt.

Die Dinge, die Seal erlebt, wirken teilweise so absurd, dass man sie als Ausgeburt eines zu kreativen Skriptschreibers abtun möchte – sie sind aber tatsächlich passiert. Seal allerdings war weniger verwegener Sonnyboy als übergewichtiger, stark schwitzender Adrenalinjunkie. Gemeinsam sind dem echten Seal und der Filmversion nur die Adrenalinsucht. Regisseur Doug Liman erzählt Barry Seals Geschichte, die eng verwoben ist mit der Iran-Contra-Affäre der 1980er Jahre, mit Leichtigkeit und Humor, die manch haarige Situation jedoch lockerer aussehen lässt, als sie wirklich war.

Das Problem des Films ist ein zu behäbiges Skript, von dem man lange Zeit nicht wirklich weiß, wohin die Reise gehen soll und das auch nicht so richtig in Fahrt kommt. Der Trailer verspricht actionreiche Komödie, der Film liefert ein bisschen Drama, ein bisschen Komödie, aber keine Entscheidung in eine Richtung und verharrt an der Oberfläche. Als Folge bleiben Charaktere wie CIA-Agent Schafer (Domhnall Gleeson) – Barrys Kontakt – leider blass und Tom Cruise selbst laviert sich mit seinem typischen 1000-Watt-Lächeln durch jede heikle Situation bevor ihn sein Schicksal schlussendlich doch einholt.

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⇥Foto:
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„Barry Seal – Only in America“ hätte wesentlich kurzweiliger, spannender und vor allem tiefer gehender sein können. Wer sich für die Geschichte rund um die mittelamerikanischen Drogenkartelle interessiert, sollte lieber Narcos gucken.

(StadtSpiegel)