1. Städte

Atemberaubende Abenteuerreise

Atemberaubende Abenteuerreise

Regisseur Jon Favreau und Drehbuchautor Justin Marks bringen mit „The Jungle Book“ eine technisch beeindruckende und erzählerisch abwechslungsreiche Geschichte auf die Leinwand. Die Gratwanderung zwischen Alt und Neu gelingt.

Ohne Frage: Das Dschungelbuch ist und bleibt ein Disney-Meisterwerk der Filmgeschichte. Für den Großteil der Disney-Anhänger ist es sogar der beste Film aus Walts Werkstatt. Kein Wunder also, dass eine Neuauflage von allen Seiten kritisch beäugt wird. Dabei hat die Version von Regisseur Jon Favreau und Drehbuchautor Justin Marks alles, was man sich von einem zeitgemäßen Abenteuerfilm für die ganze Familie wünschen kann: technisch, als auch erzählerisch.

Natürlich ist der Film erwachsener, oder wie manche es einen Touch negativer bezeichnen mögen: düsterer. Ist dies nicht aber auch der ohnehin eher düsteren Thematik geschuldet?: Ein von Wölfen großgezogenes Menschenkind, das sich durch den Dschungel kämpfen muss, um vor dem großen, bösen Tiger Shere Khan zu fliehen, der ihn töten will? Im Grunde keine leichte Kost, auch im Jahr 1967 nicht und deshalb im Nicht-Trickfilm im Jahr 2016 ehrlicher dargestellt als zuvor. So ist in der Realfilm-Neuverfilmung ein riesengroßer, animierter King Louie natürlich respekteinflößender auf der Leinwand, als der gezeichnete Orang-Utan im Original.

Es entfallen eben auch gewisse Gesichtsentgleisungen bei den sprechenden Tieren, die sie weniger tollpatschig, menschlich oder fröhlich erscheinen lassen. Dafür aber eben umso echter. Beeindruckend sind die Bilder und Lichteffekte zwischen angsteinflößenden Momenten im mysteriösen Dschungel, wenn Mowgli beispielsweise auf die hinterlistige Schlange Kaa trifft und erhellenden, humorvollen Momenten, in denen das Dschungelwaisenkind auf dem Bauch von Baloo sitzend mit dem Bären fröhlich den Song „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ trällert. Die Gratwanderung zwischen Alt und Neu gelingt Favreau und Marks sehr gut. Zum Einen respektieren sie das Original, sowohl Buch (1894), als auch Film (1967), und bauen zum Beispiel die beliebten Ohrwürmer „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ und „Ich wäre so gern wie du“ passend in den Film ein, was bei einer Realverfilmung gar nicht so einfach ist, ohne dass es fehlplatziert wirkt.

Als einziger Schauspieler in einer komplett animierten Welt, macht der kleine Neel Sethi als Mowgli seine Sache ansehnlich gut. Der Zuschauer leidet mit ihm zwischen menschlich kindlicher Naivität, Neugier und Cleverness und dem unbedingten Willen in einer Welt dazu gehören zu wollen, die offensichtlich nicht die seine ist. So verliert „The Jungle Book“ auch nicht an der bekannten Wertevermittlung: Freundschaft, Liebe, Familie und Tapferkeit – all das ist in und für eine Gruppe möglich, in der sich nicht alle Mitglieder gleichen.

Ein rundum gelungener Film für die ganze Familie, der sich auch in 3D lohnt.

(StadtSpiegel)