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Als Tourist in deiner eigenen Jugend

Als Tourist in deiner eigenen Jugend

In „T2 Trainspotting“ gibt es nach 20 Jahren ein Wiedersehen mit Spud, Mark, „Sick Boy“ Simon und Begbie. Regisseur Danny Boyle hat mit dieser Fortsetzung einen wilden Trip in die Vergangenheit geschaffen, der gleichermaßen amüsiert, berührt und nachdenklich macht.

„Du bist ein Tourist in deiner eigenen Jugend“, wirft Simon (Jonny Lee Miller, „Elementary“, „Frankenstein“) seinem alten Freund Mark (Ewan McGregor, „Star Wars“, „Lachs fischen im Yemen“) vor, als die beiden mit Kumpel Spud (Ewen Bremner, „Snowpiercer“, „Houdini and Doyle“) mitten in der schottischen Einöde stehen, um ihrem Freund Tommy zu gedenken, der vor 20 Jahren starb.

So wie Mark „Tourist in seiner eigenen Jugend“ ist, ist auch der Zuschauer Tourist in der Geschichte von Mark, Spud, Simon und Begbie. So wie wir rückblickend vieles verklären, tut dies auch Mark, der nach 20 Jahren in seine Heimat zurückkehrt und keinen wirklichen Bezug mehr zu ihr hat – außer den alten Freunden, die er damals betrogen hat und die erstmal nur auf eines aus sind: Rache.

Mark muss bei seiner Rückkehr feststellen, wie sehr sich Schottland verändert hat. Regisseur Danny Boyle („Slumdog Millionaire“, „Steve Jobs“) zeigt, wie Gentrifizierung, Popkultur und Globalisierung auch an Schottland nagen: Von Hostessen am Flughafen in Kilt-Miniröckchen, über riesige Windparks bis hin zu den auf Hochglanz polierten Innenstädten.

Auf den ersten Blick scheint Mark sich, im Gegensatz zu seinen Kumpels von damals, als einziger weiterentwickelt zu haben. Spud hängt nach wie vor an der Nadel, Simon ist ebenfalls immer noch Junkie und führt den Pub von damals – wenn er nicht gerade wohlhabende Männer mit Sexvideos erpresst und Begbie sitzt im Knast. Die Jungs mögen auf dem Papier erwachsen geworden sein, mit ihrer Realität kommen sie aber weiterhin nicht zurecht und verharren lieber in Erinnerungen. Simons Freundin Veronica bringt es auf den Punkt, wenn sie einen Wortschwall Marks und Simons kopfschüttelnd mit den Worten „Ihr lebt nur in der Vergangenheit!“ unterbricht.

Mark, Begbie, Simon und Spud werden alle damit konfrontiert, wie sehr sich ihre Welt geändert hat. Begbie, der seinen Sohn mit auf Einbruchstour nehmen will, bekommt nur „Aber Dad, ich studiere jetzt.“ als Antwort, während Simon mit irren Plänen versucht, sich gegen die virtuelle Abrissbirne zu stemmen, die über seinem Pub schwebt und Mark am liebsten in der Zeit zurückreisen würde, denn so perfekt wie sein Leben zu sein scheint, ist es dann doch bei weitem nicht.

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Die Themen von damals – die Lust am Leben aber auch Selbstzerstörung, Exzess, Sucht und Sinnkrise – ziehen sich auch durch den neuen Film, der einen am Ende ein wenig nachdenklich zurücklässt. Ist Mark nun mit seiner Vergangenheit versöhnt? Hat sich Simon mit seinem Schicksal abgefunden? Und ist Spud das perfekte Beispiel für die sich wiederholende Vergangenheit?

„Trainspotting 2“ ist für Fans des Originals weit mehr als Fortsetzung: es ist bittersüßer Trip in die Vergangenheit, ja, in die eigene Jugend. Es dauert ein wenig bis die Story in Fahrt kommt und die ein oder andere Länge hat der Film auch danach, doch das Konzept „T2“ funktioniert durch die vielen Reminiszenzen an das Original, die Überblendungen von alten Szenen mit neuen und auch durch die Musik, die schon für das Original so essenziell wichtig war. Für Boyle und Trainspotting-Fans ist „T2“ in jedem Fall ein Muss.

(StadtSpiegel)