Ach, wie schön ist Minnesota

Ach, wie schön ist Minnesota

Mit seiner düster-makabren Serien-Adaption des Kult-Films „Fargo“ hat Noah Hawley eine Serie geschaffen, die durch ihren tiefschwarzen Humor besticht und sich Staffel für Staffel mit immer neuen Darstellern und Geschichten neu erfindet.

Eine verschneite Straße bei Nacht mitten im amerikanischen Nirgendwo: Zwei Scheinwerfer erscheinen am Horizont, während eine schwermütige Geigenmelodie über der Szenerie schwebt. Die Worte „Dies ist eine wahre Geschichte. Die hier dargestellten Ereignisse fanden im Jahr 2006 statt. Auf Wunsch der Überlebenden wurden die Namen geändert. Aus Respekt vor den Toten wurde alles andere genau so erzählt, wie es sich zugetragen hat“ blenden sich ein, bevor der Blick ins Innere des herannahenden Wagens fällt.

Auftragskiller Lorne Malvo (Billy Bob Thornton, „Monster’s Ball“, „Bad Santa“) sitzt am Steuer und hört eine Nachricht ab, während man leise – aber deutlich – erstickte Hilferufe und dumpfe Schläge hört. Plötzlich läuft ein Reh, dann noch eins, auf die Straße. Malvo kann nicht mehr ausweichen und bleibt nach dem Crash abseits der Straße im Schnee stecken. Plötzlich geht der Kofferraum auf, ein Mann, nur mit einer Unterhose bekleidet, springt heraus und flüchtet durch die nächtliche Schneelandschaft.

Malvo strandet in Bemidji, Minnesota, wo er Versicherungsvertreter Lester Nygaard (Martin Freeman, „Sherlock“, „Der Hobbit“) begegnet. Mit stichelnden Bemerkungen und seiner manipulierenden und hinterlistigen Art lenkt Malvo Nygaard auf einen Kurs von Gewalt und Zerstörung, denn er erkennt schnell, dass der unscheinbare Lester sein Leben lang unterdrückt und gehänselt wurde. Von den Klassenkameraden bis zu seiner Frau, die ihm klipp und klar sagt, was für ein Versager er in ihren Augen ist.

Mit „Fargo“ adaptiert Noah Hawley lose den gleichnamigen Kultfilm von Ethan und Joel Coen (ausführende Produzenten der Serie) aus dem Jahr 1996. Die Serie ist dabei allerdings keine einfache Nach- oder Neuerzählung des Films. Sie nutzt das gleiche Setting und mancher Charakter erinnert an Figuren aus dem Film – ansonsten beschränken sich die Parallelen aber primär auf kleine Anspielungen in Form von Dialogen oder Szenen.

Was Film und Serie jedoch eint und was in beiden Fällen für die große Faszination und den Erfolg sorgt, sind der rabenschwarze Humor und die herrlich verschrobenen Charaktere, die von einer absurden, gerne blutigen, Situation in die nächste schlittern. Billy Bob Thornton mimt mit Lorne Malvo einen exzellenten Bösewicht, der zunächst eigentlich gar nicht viel tut, außer die Menschen in seinem Umfeld in eine bestimmte Richtung zu schubsen. Dass dies letztlich in Mord, Totschlag und absolutem Chaos mündet, kann man ihm nun wirklich nicht zum Vorwurf machen, oder? Thornton strahlt dabei eine so grundlegende Boshaftigkeit aus, dass es Zuschauer wie Figuren eiskalt den Rücken hinunterläuft.

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Die Darstellung des unterdrückten Lester Nygaard, der sich vom geprügelten Hund zum skrupellosen Mörder und Geschäftsmann wandelt, brachte dem Briten Martin Freeman Nominierungen für einen Emmy und einen Golden Globe ein, die Serie selbst gewann unter anderem in der Kategorie Beste Miniserie.

Die erste Staffel von „Fargo“ läuft donnerstags um 23 Uhr auf ZDFneo. Jeweils nach Ausstrahlung sind die Folgen auch über die „funk“-App von ARD und ZDF online verfügbar. Die beiden bisher in den USA erschienenen Staffeln sind auch über Netflix verfügbar. Eine dritte Staffel ist für 2017 angekündigt – dann mit Ewan McGregor in der Hauptrolle.

(StadtSpiegel)