1. Städte

007 in Kniebundhose und Dreispitz

007 in Kniebundhose und Dreispitz

„TURN“, die Geschichte des ersten Spionagerings in der Historie Amerikas, ist mehr als nur – wenngleich auch spannende – Geschichtsstunde. Das Schicksal Abe Woodhulls und seiner Freunde – Spione und Helden des Unabhängigkeitskrieges wider Willen – reißt mit und steht modernen Spionagethrillern in nichts nach.

Wussten Sie, dass die moderne Welt der Geheimdienste ihren Ursprung im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hat? Ich auch nicht – bis ich die Serie „TURN“ entdeckte. Basierend auf dem Buch „Washington’s Spies“ des Historikers Alexander Rose, wird hier die Geschichte des Farmers Abraham „Abe“ Woodhull (Jamie Bell, „Billy Elliot“) erzählt, der hinter der britischen Front auf Long Island lebt und von seinem Kindheitsfreund Ben Talmadge (Seth Numrich) als Spion rekrutiert wird. Talmadge steht auf Seiten der Rebellen und ist enger Vertrauter George Washingtons, der die amerikanischen Kolonien zur Unabhängigkeit führen will.

Zunächst zögerlich, dann aber doch von der Wichtigkeit und Richtigkeit der Mission überzeugt, als er sieht, wie sich die britischen Besatzer aufführen, willigt Abe ein und nimmt seine Jugendliebe Anna Strong (Heather Lind) und Kindheitsfreund Caleb Brewster (Daniel Henshall) mit ins Boot. Der „Culper Ring“, wie sie sich fortan nennen, ist geboren.

Umso tiefer die Freunde in den Schattenkrieg, der hinter den Fronten ausgefochten wird, hineingezogen werden, umso mehr verstricken sie sich auch in Lügen gegenüber ihren Familien und riskieren ein ums andere Mal ihre Freiheit und ihr Leben. Abe gerät immer wieder zwischen die Fronten, wenn er etwa seinen Vater, den königstreuen Magistrat von Setauket Richard Woodhull (Kevin McNally, „Fluch der Karibik“), belügen oder seine Tätigkeit auch vor seiner eigenen Frau geheim halten muss. Der „Culper Ring“ muss schließlich im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen, um seine Identität zu schützen und die große Mission nicht zu gefährden.

„TURN“ vermeidet es, eine zu einseitige Sicht der Geschehnisse zu präsentieren, indem die Geschichte auch aus dem Blickwinkel der Briten, im Zentrum hier Major Hewlett (Burn Gorman, „Torchwood“) oder auch Major John Andre (JJ Feild, „Third Star“), erzählt wird. Schließlich wurde der Schattenkrieg, das gefährliche Spiel mit Informationen, von beiden Seiten skrupellos und bis zum Exzess betrieben. Nicht zuletzt ist „TURN“ auch deswegen interessant, weil der „Culper Ring“ die Kunst der Spionage revolutionierte – er bildet die Grundlage für unsere modernen Geheimdienste. Obwohl die in der Serie erzählte Geschichte also fast 250 Jahre alt ist, sind ihre Themen heute noch so relevant wie damals.

Wir alle wissen, wie der Unabhängigkeitskrieg ausgegangen ist, vielleicht sind uns Begriffe wie Valley Forge oder die Schlacht am Delaware noch bekannt, doch welche Strapazen die Rebellen durchlitten haben und welche Hindernisse sie überwinden mussten, wissen die wenigsten und da der Zuschauer nicht weiß, ob Abe, Caleb, Anna und Ben die Früchte ihrer Spionagearbeit selbst noch genießen konnten, fiebert er konstant mit, ob sie ihre gefährlichen Missionen unbeschadet überstehen oder ob vielleicht einer der Gruppe doch wieder die Seiten wechselt.

„TURN“ ist über Amazon Prime verfügbar. Aktuell läuft Staffel 3, zu der an jedem Dienstag eine neue Folge hochgeladen wird.

(StadtSpiegel)