Wird ab morgen enteignet ?

Wird ab morgen enteignet ?

Morgen entscheidet das Verwaltungsgericht in Leipzig über ein Dieselfahrverbot in großen Städten und schon jetzt schlagen die Meinungswellen hoch. "Man kann sich aus dem großen Mix der Schadstoffverursacher wie Landwirtschaft, Schiffe, Heizung und Benziner doch nicht nur eine Sache rauspicken", sagt Michael Ulmen vom Autohaus Krefelder Straße und appelliert an die Vernunft: "Die Städte können das Problem allein nicht lösen." Der Kreishandwerksmeister Frank Mund, gleichzeitig Repräsentant des Kfz-Gewerbes Nordrhein, setzt noch einen drauf: "Ein Fahrverbot wäre die größte staatliche Enteignung aller Zeiten."

12,4 Millionen Dieselfahrer kämpften ja schon heute mit einem drastischen Wertverlust ihrer Fahrzeuge. Der Bund für Umwelt und Naturschutz hält sein Statement vage und verweist auf den Stadtentwickler Hans-Dieter Collinet, der 2013 sagte: "Kommen Sie weg von der Autodominanz. Sie hat Ihre Stadt schon genug geschwächt."

 Michael Ulmen
Michael Ulmen Foto: Ulmen

"Für den Handel hat die Diskussion schon jetzt verheerende Folgen", sagt Michael Ulmen vom Autohaus Krefelder Straße. "Bei Verbrauchern, aber auch bei Händlern macht sich Panik breit." Gute, wertige Autos würden unverkäuflich und Argumente drängen kaum noch durch. "Mein Vertrauen in vernünftige Entscheidungen ist nicht mehr gegeben." Zudem möchte er nicht die Summen wissen, die die Großen verlören, wenn etwa vor Jahren geleaste Fahrzeuge zurückkämen und auf dem Hof stehenblieben.

 Frank Mund
Frank Mund Foto: Mund

Unterdessen ist Frank Mund, Kreishandwerksmeister und Sprecher des Kfz-Handwerks Nordrhein, davon überzeugt: "Egal, wie die Entscheidung ausfällt, wir werden um die Hardware-Nachrüstung der Diesel nicht herumkommen." Ob dafür staatliche Zuschüsse gezahlt werden, stehe zwar noch in den Sternen. Andernfalls aber würde die Infrastruktur zusammenbrechen. "Sie müssten doch jede Menge Sonderregeln einführen; wie sonst soll zum Beispiel Ihre kaputte Heizung von einem Handwerker repariert werden?"

Außerdem: Viele Modelle in diesem Bereich gebe es nur in der Diesel-Version. Dennoch ist Mund der Meinung: "In Mönchengladbach können wir das erlaubte Jahresmittel von 40 Mikrogramm schaffen." 2016 lag die Stadt um 10 Prozent darüber. "Die Elektromobilität wird mehr werden", aber an eine schnelle Entlastung durch Elektroautos glaubt Frank Mund nicht. Von 3,4 Millionen Neuzulassungen im letzten Jahr lag deren Anteil bei 0,7 Prozent.
Sabine Rütten von der Kreisgruppe Mönchengladbach des Bundes für Umwelt und Naturschutz hat erwarteterweise eine andere Haltung. "79 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage des Bundesumweltministeriums wünschen sich eine Stadtentwicklung, die Alternativen zum Auto stärkt."

Und weiter heißt es wörtlich: "Die Deutsche Umwelthilfe klagte bereits in 16 Städten für saubere Luft. In der Hälfte der Fälle liegen bereits Entscheidungen vor, alle Verfahren wurden gewonnen. Weitere Klagen sind angekündigt. Insofern ist das durchaus reale Damoklesschwert des Dieselverbotes in Innenstädten geeignet, die Diskussion um Alternativen anzuheizen und in Gang zu halten."

(StadtSpiegel)