Was dem Zoll ins Netz geht

Was dem Zoll ins Netz geht

Der Stadt Spiegel war zu Besuch beim Zoll Mönchengladbach.

M’gladbach. Wir bestellen im Internet: Klamotten und Kapseln, Elektronik und Entertainment, Spielzeug und Schuhe – aber woher das Zeug kommt, ob Gebühren fällig oder sinnvolle Qualitätsstandards eingehalten werden, wissen wir immer weniger. Der Zoll hilft – manchmal sogar gegen den Willen von uns Verbrauchern.

Ein offenkundig gefälschter Stöckelschuh verführt alle Anwesenden zum Grinsen im Archiv des Zollamtes in Mönchengladbach-Neuwerk. Hauptzollsekretär Oliver Harbig, 45, hat das Unikat einkassiert, daran ändert auch das berühmte Haken-Logo des amerikanischen Herstellers nichts: „Markenpiraterie der skurrilen Sorte.“ Die Hersteller aber verstehen keinen Spaß.

„Wir verstehen uns schon in erster Linie als Verbraucherschützer“, sagt Chef Heiner Schlereth. Das lädt aber auch ab und zu den Zorn von Konsumenten auf, die im Internet Produkte gesucht, gekauft und bezahlt haben und jetzt erfahren müssen: Das Teil werden sie nie in der Hand halten. „In Frankfurt kommen alle Waren, die von außerhalb der EU eingeführt werden sollen, an und werden dann an die verschiedenen Zollämter verteilt.“

So landen pro Jahr rund 12 000 Pakete in der Neuwerker Postabfertigung, die geprüft und dem Abholer überreicht werden müssen. Steht bei der Mode noch das Interesse der Produzenten an oberster Stelle, wird es bei Arzneimitteln schon persönlicher – und heikler. „Gefälschte Potenzmittel aus Thailand sind der Klassiker“, weiß Schlereth zu berichten

Aber es geht schlimmer, viel schlimmer: „Wir haben es immer häufiger zum Beispiel mit Anti-Krebs-Mitteln zu tun, die auf dem deutschen Markt nicht zugelassen und dann auch noch gefälscht sind.“ Dieser bandenmäßige Betrug ist auch deshalb so gemein, weil die schmerzhaften Nebenwirkungen simuliert werden, Wirkstoffe aber gar nicht enthalten sind. „Das kann mitunter tödliche Folgen haben.“ Da bleibt nur eins: Zusammengemixte falsche Arzneien werden aus dem Verkehr gezogen und verbrannt.

Der globale Handel hat die Produktpiraterie in neue Dimensionen vorstoßen lassen. „Es gibt nichts, was nicht nachgemacht wird“, spricht der Zollamtschef aus Erfahrung. Kinderspielzeug, das ausschließlich aus krebserregendem Material hergestellt wurde, Elektrogeräte, die keinem Qualitäts-Standard entsprechen, sogar Auto- und Flugzeugteile, die keiner geprüft hat. Zumindest eins tröstet: „Wir haben eine hohe Trefferquote und finden alles“, sagt Schlereth.

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Um diese Schlagkraft zu erhalten, kümmert sich der Zoll für seine Mitarbeiter um umfangreiche Praktika und viele Fortbildungslehrgänge. „Natürlich ist die Erfahrung am wichtigsten“, sagt der Chef lobend und guckt seine Mitarbeiter in der Postabfertigung an.

Ausgebildet wird beim Zoll nicht nur die Stammbelegschaft, sondern auch der Nachwuchs. Punkten kann die Tätigkeit mit der Übernahme ins Beamtenverhältnis, schließlich ist das Zollwesen eine hoheitliche Aufgabe.

Die Dame mit den Stöckelschuhen war übrigens perplex, dass der größte Sportartikler der Welt keine Pumps herstellt und sie deshalb Betrügern aufgesessen sein musste. Mitnehmen durfte sie die Schuhe trotzdem nicht.

(StadtSpiegel)