Tihange: „Kein Problem“

Tihange: „Kein Problem“

Unser Interview mit dem Aachener Professor Dr. Alfed Böcking im letzten Stadt Spiegel (30. März: „Und was wird aus uns ?) hat unsere Leser stark beschäftigt.

meldete sich telefonisch in der Redaktion: „Das Problem Tihange ist für uns in Mönchengladbach praktisch nicht vorhanden.“ Der gelernte Gärtner hat sich intensiv mit der Kernenergie auseinandergesetzt und weiß: „Beim Kernkraftwerk Tihange handelt es sich um einen Druckwasser-Reaktor.“

Für den Betrieb wäre es seiner Meinung nach noch nicht einmal bedrohlich, wenn die Kühlung etwa zwanzig Minuten ausfalle. „Da entweicht Dampf, okay, und für die direkten Anrainer ist das nicht ungefährlich.“ Aber Mönchengladbach sei einfach zu weit weg.

Anders sei die Lage in Tschernobyl gewesen, einem so genannten graphitmoderierten Reaktor, der bei Problemen innerhalb von Sekunden nachgekühlt werden müsse.

Einen noch anderen Typ stellten die Kernkraftwerke in Fukushima dar, die Siedewasserreaktoren verwendeten, bevor Erdbeben 2011 die Schnellabschaltung auslösten, Rohrleitungen zerstörten und Notkühlsysteme ruinierten.

Ganz anders ist der Standpunkt von

. „Ich weiß noch ganz genau, ich lag 1986 im Krankenhaus, als der Unfall in Tschernobyl passierte. Mein Mann, der damals noch lebte, war Chemotechniker und klärte mich sofort über die Folgen von Cäsium und Strontium auf. Wir haben weder Salat noch anderes Gemüse gegessen. Und auch unser Kleingarten war als Lebensmittellieferant vorerst tabu.“ Deshalb findet sie es unverantwortlich, dass das marode belgische Kraftwerk weiter betrieben wird. „Ich sehe die Gefahr als sehr groß an.“

Für Dr.

ist die Diskussion alles andere als theoretisch. Er war 1986 Student der Geographie in Kiew, das etwa hundert Kilometer von Tschernobyl entfernt liegt und die Ereignisse von damals stehen ihm vor Augen, als wären nicht 30 Jahre vergangen. Er klärt eine Stunde lang auf über die Erfahrungen, die Irrtümer und die Herausforderungen, um am Ende zu mahnen: „Jede Stadt braucht für einen solchen Ernstfall unbedingt einen Plan.“

(StadtSpiegel)