Schimmelchaos: „Ich bin verzweifelt“

Schimmelchaos: „Ich bin verzweifelt“

Angelique Neuss verzweifelt. Die junge Mutter eines fünfjährigen Jungen sucht eine neue Wohnung, weil ein Wasserschaden Schimmel ins Parterre des Hauses an der Waldhausener Straße brachte.

Matratze, Bettzeug, der schöne Kopfkissenbezug von Borussia, ein Stoffhase - die Schimmelsporen haben sich ausgebreitet. Der Vermieter hat nach seinen Aussagen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, vermutete zunächst die Dusche im Stockwerk darüber als Auslöser, und nun – nachdem Handwerker alles aufgeschlagen hatten und keine Feuchtigkeit fanden – einen Setzriss in der alten Stadtmauer, an der das Hinterhaus lehnt. „Aber die Quelle ist noch nicht gefunden.“

 Die Schimmelsporen haben sich sogar auf dem Kopfkissenbezug ausgebreitet. Foto: Privat
Die Schimmelsporen haben sich sogar auf dem Kopfkissenbezug ausgebreitet. Foto: Privat

Ihren Sohn hat Angelique Neuss bei den Eltern untergebracht, die Wohnung will sie kündigen. Sie selbst hüpft von einer Freundin zur nächsten, damit sie überhaupt einen Schlafplatz hat. Eine neue Bleibe muss her, „aber entweder wollen die Vermieter keine Kinder“, oder sie möchten keinen Menschen, der vom Arbeitsamt bezahlt wird. „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“

Zudem haben sich Vermieter und Mieterin entzweit. Der Vermieter sagt: „Obwohl ich Frau Neuss für eine sehr angenehme Person halte.“ Er ist irritiert darüber, warum sie den zur Verfügung gestellten Raumtrockner nicht laufen lässt. Sie erwidert: „Arbeitet der Trockner, sind das ja meine Stromkosten und so viel Geld habe ich nicht.“ Die Fronten verhärten sich, Anwälte sollen eingeschaltet werden. Der Vermieter will die Kaution einbehalten. Eigentlich ist er stolz darauf, dass die Phase der Prozesse der Vergangenheit angehört. Nach vier Auseinandersetzungen mit Mietern ist er mit den Bewohnern sehr zufrieden. Abgesehen davon, dass die Lage in der Altstadt für einen Hausbesitzer viele Probleme bereit hält: Nachdem Ziegelsteine in ehemalige Ladenfenster flogen, hat er Panzerglas einsetzen lassen müssen. Die Sprayer mögen die Gegend, und die Briefkästen werden regelmäßig aufgebrochen. „Das sieht nicht schön aus.“

Angelique Neuss hat dem Standort jedenfalls den Rücken zugedreht.

(Report Anzeigenblatt)