Saisonarbeiter für eisiges Süß

Saisonarbeiter für eisiges Süß

Giovanni Sagui leitet mit seiner Mutter Lidia und seiner Frau Angela die alt eingesessene Eisdiele in Odenkirchen. Anlässlich des bisher sehr heißen Sommers und dem damit verbundenen Appetit auf Eis, beantwortete Giovanni Sagui die Fragen von Extra-Tipp-Mitarbeiterin Iris Kisters rund um das Leben mit dem Speiseeis.

Extra-Tipp: Läuft das Geschäft aufgrund der Temperaturen zur Zeit besser als sonst ?

Giovanni Sagui ist der Inhaber des Odenkirchener Eiscafés Sagui in Odenkirchen. Extra-Tipp-Mitarbeiterin Iris Kisters hat mit ihm über das Geschäft mit dem Eis und die italienische Heimat gesprochen.
Giovanni Sagui ist der Inhaber des Odenkirchener Eiscafés Sagui in Odenkirchen. Extra-Tipp-Mitarbeiterin Iris Kisters hat mit ihm über das Geschäft mit dem Eis und die italienische Heimat gesprochen. Foto: Iris Kisters

Giovanni Sagui: Nein, der Frühling bringt mehr. Die meiste Kundschaft haben wir im Frühling. Dann haben die Leute nach dem Winter wieder richtig Lust auf Eis und freuen sich, dass wir wieder da sind.

Wann sind Sie denn im Frühjahr wieder zurück?

Meistens Mitte Februar. Dann geht es wieder nach Odenkirchen.

Wo ist Ihr „anderes“ Zuhause?

Unser Zuhause ist eine Gemeinde in Norditalien – Zoppè di Cadore mit circa 250 Einwohnern. In dieses Dorf führt eine Sackgasse und das ist gut für uns, denn wir haben keinen Durchgangsverkehr. Es liegt auf 1461 Metern. Ab 1 500 Metern liegt Schnee, es liegt schließlich in den Dolomiten. Wir treffen uns alle dort im Winter, denn alle in der Gemeinde sind in der Eisbranche tätig.

Wie beschäftigen Sie sich den Winter über ?

Diese Zeit ist ausschließlich da, um sich zu entspannen. Man will keinen Stress mehr, wenn man da ist. Ich hacke viel Holz, denn wir heizen den ganzen Winter nur mit Holz. Das ist auch viel gesünder. Wir benötigen dort auch Genehmigungsscheine, um Bäume zu schlagen, genau wie hier.

Dann hacken Sie also die ganze Zeit Holz und fahren Ski?

Nein. Nach circa drei Wochen beginnt man wieder sich mit dem Eis zu beschäftigen. Etwa 20 Kilometer entfernt ist ein Ort, wo jährlich die Eismesse stattfindet. Dort bekommt man einfach alles was mit Eiscreme und Eiscafés zu tun hat.

Ist Zoppè di Cadore im Sommer überhaupt bewohnt?

Nein. 90 bis 100 Leute bleiben im Dorf. Sie passen auf die Alten auf. Es gibt auch in Italien Altenheime, aber die sind nur für den äußersten Notfall.

Freuen Sie sich jedes Jahr auf Ihre Heimat? (Anwort der Mutter Lidia)

Mir laufen immer die Tränen, wenn ich hier das Geschäft abschließe. Aber wenn wir aus Zoppè di Cadore wegfahren, laufen mir auch die Tränen. Es ist schließlich unsere Heimat. Mein Mann, also Giovannis Vater, liegt dort begraben.

Haben Sie sich diesen Beruf ausgesucht oder die Familientradition fortgeführt?

Ich habe die Tradition fortgeführt und beherzige bis heute die Ratschläge meines Vaters. Er hat immer gesagt: „Wenn Du die gewohnte Qualität nicht halten kannst, dann mache lieber die Türe zu, bevor sich die Leute eine schlechte Meinung über uns bilden.“ Gute Qualität muss man bezahlen und das tun wir. Zum Beispiel kann man für ein Kilo Pistazien 15 Euro bezahlen oder 300 Euro. Frische Orangen gibt es nur zu einer bestimmten Jahreszeit und gefrorene Orangen will ich nicht haben. Wir verwenden auch frische Zitronen, am Liebsten aus Italien. Zitronen schmecken nicht immer gleich, das hängt von vielen Faktoren ab. Wenn ein Zitroneneis immer gleich schmeckt, stimmt was nicht, oder es ist Pulver.

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Essen Sie selbst täglich Eis?

Ja, vier mal täglich 2 bis 3 Kugeln. Aber erst nach 15 Uhr. Zur Zeit am Liebsten Brombeere und Pfirsich-Mango. Meine Mutter isst mehr und am Liebsten Brombeere und Zitrone.

Wie gefällt Ihnen Odenkirchen als Standort für ein Eiscafe?

Leider muss man sagen, dass so ab 18.30 Uhr das Geschäft zu Ende ist, Odenkirchen ist dann fast ganz leer. Und würden wir einen Tag in der Woche schließen, wir würden uns für den Samstag entscheiden, denn am Samstagmorgen fahren alle nach Rheydt. Ich würde mir auch wünschen, dass zum Beispiel der Trödelmarkt hier auf dem Markt oder auf der Straße wäre, so dass die Leute hier bei uns vorbeigehen und dann vielleicht ein Eis essen. Die anderen Geschäfte hätten ja auch was davon, man würde die Schaufenster betrachten.

Haben Sie einen Wunsch an Ihre Kunden ?

Wir haben eine gute Kundschaft. Wir sind sehr zufrieden. Uns ist nur aufgefallen, dass die Menschen nicht mehr warten können. Oft vergeht etwas Zeit bis die Kunden an der Eistheke sich für Eissorten entschieden haben. Wenn dann Kunden am Tisch sitzen und man nicht direkt kommen kann, gehen sie wieder. Das finde ich traurig.

Sie sind auch Diplom Steuerberater.

Ja, das bin ich. Ich habe mal studiert und würde als Steuerberater viel mehr verdienen. Aber ich stehe jeden Morgen auf und habe Lust auf das, was ich mache und das ist gut. (Dies sagt er sehr überzeugend.)

Vielen Dank für das Gespräch.

(Report Anzeigenblatt)