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Sag mir, wo die Busse sind!

Sag mir, wo die Busse sind!

Während drinnen die Bezirksvertretung Süd tagte, demonstrierten am Mittwoch draußen vor dem Rheydter Rathaus Eltern, Schüler, Pendler und Senioren gegen den veränderten Busfahrplan der Linie 024. Vor allem der Rheydter Westen sei von dem deutlich verschlechterten ÖPNV-Angebot betroffen, sagt die Arbeitsgemeinschaft Hey!

Rheydt.

„Sagt mir, wo die Busse sind“, intonierten am Mittwoch die Demonstranten vor dem Rheydter Rathaus nach der Melodie des fast gleich lautenden Volksliedes. Dass nicht viel mehr als geschätzte 70 Demonstranten Rabatz machten, lag wohl vor allem daran, dass viele den Termin gar nicht mitbekommen hatten. Mit Transparenten und viel Kreativität machten sie ihrem Ärger über die seit den Sommerferien geänderten Busfahrpläne Luft. Und von Pipi Langstrumpf bis Hänschen klein bekam so manches Volkslied einen neuen Bus-Text.

„Früher hielt die Linie 024 um 7.13 Uhr bei uns und ist bis zur Gesamtschule Mülfort durch gefahren“, sagt Eva Grabbert. Heute könne ihr Sohn den Bus um 7.11 Uhr nehmen, dann müsse er am Marienplatz umsteigen in die Linie 001 oder 002, die seien aber jeden Tag völlig überfüllt und nicht immer sei noch Platz. Alternativ gibt es noch den Bus um 6.58 Uhr. Schüler, die den nehmen, sind mehr als eine halbe Stunde zu früh an der Schule und stehen vor verschlossenen Türen. Der Sohn von Eva Grabbert geht jetzt zu Fuß – fast vier Kilometer, trotz Monatskarte. Danielle Derouaux, 11. Klasse der Gesamtschule Rheydt-Mülfort, gehört zu denen, die jetzt immer zu früh sind. Im Dunkeln steht sie vor verschlossenen Türen. „Ich bin jetzt immer dabei, wenn aufgeschlossen wird“, sagt sie.

Melahat Cetiner muss sich seit der Fahrplanänderung eine ganze Stunde vorher von Giesenkirchen auf den Weg zur Arbeit machen. Und auf dem Rückweg darf sie sich keine Minute verspäten, dann ist der Bus nämlich weg und sie muss eine Stunde warten. „Früher fuhr mein Bus ab 20 Uhr nur noch einmal in der Stunde, jetzt schon ab 18 Uhr“, ärgert sie sich. Für ihren Sohn, der bei den LVR Kliniken in Viersen arbeitet, hat sich die Anreise auf zweieinhalb bis drei Stunden verdoppelt. Der werde sich wohl ein Auto kaufen müssen, sagt sie. Zur Zeit würden ihn die Eltern am Wochenende bringen, aber das ginge natürlich nicht immer.

Schon im September hatte sich Anja Schurtzmann, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Hey!Rheydt, in einem Schreiben an die Bezirksvertretung Süd, den Rat und den Planungs- und Bauausschuss gewandt, um auf das deutlich verschlechterte ÖPNV-Angebot in Mönchengladbach hinzuweisen. Inzwischen haben die Medien bis über die Stadtgrenze hinaus das Thema aufgegriffen. Doch getan habe sich nichts, so Schurtzmann. Sie kämpft mit Betroffenen vor allem für die Bereiche Giesenkirchen, Pongs und Mülfort. Andere dagegen sammeln seit Oktober in einer Online-Petition Unterschriften gegen die geänderten Fahrpläne. „Jungen Menschen wird die Nutzung des ÖPNV auf Jahre madig gemacht. Es wird am falschen Ende gespart“, so Sprecherin Schurztmann.

Um ihre Forderungen zu unterstreichen, versammelten sich die Demonstranten anschließend auf dem Balkon des Ratssaals – unübersehbar für die Mitglieder der Bezirksvertretungssitzung Süd.

(Report Anzeigenblatt)