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Polizist Frehn: Sechs Jahre danach

Polizist Frehn: Sechs Jahre danach

Die Woche des Respekts in NRW läuft. Wie ist es ums Ansehen von Mönchengladbachs Polizisten bestellt? Der Stadt Spiegel sprach mit zwei Beamten, über Kränkung und Ideal, über Verletzung und Fehler, über Großvater und Sohn.

Niklas Schmitz arbeitet als Polizei-Oberkommissar in der Wache Rheydt. Der 39-jährige Familienvater wollte schon immer in den Streifendienst und ließ sich von 2003 an drei Jahre lang ausbilden. Jetzt analysiert er geradeaus, ein intelligenter Mann: „Die Respektlosigkeit steigt. Da fahren zum Beispiel Leute mit dem Rad an dir vorbei und rufen: ’ACAB!’“ Was für die Schmähung „All Cops Are Bastards“ steht. Oder bei der Verkehrskontrolle: „Alles wird sofort hinterfragt, erklären wir den Sachverhalt, wissen es die Beteiligten trotzdem besser.“

Bei Einsätzen wird gefilmt und Sätze mitgeschnitten. „Wir erwarten nicht den Kniefall des Bürgers wie zu Preußens Zeiten, auf keinen Fall.“ Alkohol und Drogen treiben die Aggressivität an. „Und irgendwann wird es körperlich.“ Niklas Schmitz sagt, dass nach den Silvestervorfällen in Köln die Stimmung in der Mönchengladbacher Altstadt besser wurde. Auch, weil die Polizei ihren Dienst ausweitete. „Aber dieser Effekt ist schnell verflogen.“ Verwundert registriert der Beamte immer wieder dieses paradoxe Verhalten: „Da beschimpfen dich Leute am Freitag Abend, und melden sich zwei Stunden später, weil sie selbst Opfer einer Straftat geworden sind und erwarten jetzt deine volle Unterstützung.“ Natürlich: Niemand verhält sich immer korrekt. Auch Polizisten nicht. „Wir besprechen Fehler und ziehen unsere Konsequenzen.“ Der eine mehr, der andere weniger.

Muss man für die Ausbildung von Respekt und Mitgefühl nicht öfter in Kindergärten und Schulen werben? Schmitz’ Antwort kommt prompt: „Das kann der Staat nicht leisten, das ist Aufgabe des Elternhauses.“ Kluge Antwort von einem, dessen Vater und Bruder als Lehrer ähnliche Erfahrungen sammeln. Sollten Sie vielleicht auch Lehrer werden? Niklas Schmitz lächelt und weist auf einen anderen Familienzusammenhang hin: „Mein Opa war Polizist.“

Mit Genen muss sich auch Michael Frehn befassen – aber eher in der Nachfolge: „Mein 16-jähriger Sohn will auch Polizist werden.“ Und das nach dieser furchtbaren Nacht im August. Vor sechs Jahren trat ein Mann den Polizisten bei einem Einsatz mit voller Wucht ins Gesicht. Augenhöhlen brachen und noch einiges mehr. Er hätte blind, gelähmt oder tot sein können. Der Stadt Spiegel trifft Michael Frehn an seinem freien Tag. „Ich war heute nach dem Nachtdienst um 4 im Bett, um 9.30 Uhr im Gericht als Zeuge geladen und wurde um 10.45 Uhr entlassen, weil der Beschuldigte nicht auftauchte.“

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Frehn ist nach endlosen Operationen längst wieder in den Dienst zurück gekehrt. Hat er heute Angst? Der 46-Jährige kennt nur eine Antwort: „Nein.“ Auch Rachegedanken und Wut lagen ihm fern. „Das war Schicksal.“ Er hat danach so viel Zuspruch erlebt, „wir Polizisten wollen auch gemocht werden.“ Manchmal eingelagert in speziellem Humor. Kurz nach der Tat hätten Kollegen im Krankenhaus nach dem Zimmer von Boris Karloff gefragt, weil sein Kopf deformiert war.„Ich musste grinsen, denn das macht es uns möglich, solche Sachen zu verarbeiten.“ Seine Popularität nutzt Frehn dazu, auf Entwicklungen hinzuweisen. „Wir sind weicher geworden, wir haben eine Frauenquote, wir wollen weniger autoritär rüberkommen.“ Das findet er alles gut, und doch hat es eine Kehrseite: „Menschen aus anderen Kulturkreisen legen dir das als Schwäche aus.“ Beide Polizisten appellieren an die Bürger, sich doch bitte in den Menschen in der Uniform hineinzuversetzen.

(StadtSpiegel)