1. Städte

Müssen immer das Ganze sehen

Müssen immer das Ganze sehen

Für Erziehungsfragen aller Art steht das Beratungsteam der AWO zur Verfügung. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Familie als Ganzes.

Die Aufbauarbeit hat sich gelohnt: „Alles prima angelaufen!“, freuen sich Sabrina Stemmer und Thomas Manke über den Zulauf an der Brandenberger Straße 7. Hier hat vor rund einem Jahr die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der AWO Familienservice gGmbH ihre Tätigkeit aufgenommen.

Erziehung – ein weites Feld: „Ganz bestimmt“, lächelt Sabrina Stemmer, Leiterin der Beratungstelle. „Wir beraten Eltern von Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 21 Jahren sowie Kinder und Jugendliche selbst. Das ergibt ein breites Spektrum.“ Zusammen mit Thomas Manke, Fachbereichsleiter Erzieherische Hilfen, gibt die Rehabilitationspädagogin einen Einblick: „Der reicht vom klassischen Fall des aggressiven Kindergartenkinds bis zur Frage ’Unser Sohn ist ein Nerd! Was können wir tun?’ Wir hören von Einschlafproblemen bei Säuglingen und von Kids in komischen Cliquen, von Schulangst und Kindern, zu denen die Eltern jeglichen Zugang verloren haben.“

Dem insgesamt fünfköpfigen Team an der Brandenberger Straße, zu dem auch eine Psychologin gehört, ist die Niedrigschwelligkeit ein besonders Anliegen: „Innerhalb einer Woche bekommen Ratsuchende nach dem Erstkontakt einen Termin“, sagt Sabrina Stemmer. „Außerdem läuft unsere Beratung nicht über Vorkontakte mit dem Jugendamt.“ Das, so Sabrina Stemmer, sei Kooperationspartner für möglicherweise nötige engmaschigere Hilfen. Thomas Manke ergänzt: „Transparenz und Datenschutz sind für unsere Arbeit höchste Maxime. Es bleibt alles hier im Haus.“ In fast einem Jahr Beratungstätigkeit hat Sabrina Stemmer festgestellt, dass schon kleinschrittige, sogar simple Veränderungen zu deutlichen Effekten führen können. Wichtig, so die Pädagogin, sei das Angebot alltagstauglicher Hilfen: „Wir fragen, haben Sie das und das schon mal ausprobiert? Das führt zu so manchem Aha-Erlebnis!“, freut sich Sabina Stemmer. „Und wir schauen natürlich bei jeder Anfrage individuell, wer vom Team ist hier sinnig? Die Eltern erfahren, wie wir vorgehen, wie hier gearbeitet wird.“

Kooperative Erziehungsberechtigte seien die Regel, haben Sabrina Stemmer und ihre Kollegen beobachtet: „Und auch die Kinder kommen gern.“

In der Beratungsstelle wird auch gemalt und gespielt, vor allem mit den bunten Figuren des so genannten Familienbretts: „Das hilft, die oft verworrenen Strukturen innerhalb der Familie zu durchschauen. Wer spielt welche Rolle, wer nimmt gerade welchen Einfluss auf das Kind?“, weiß Sabrina Stemmer um die Bedeutung des Blicks ins System: „Man kann aus dem Verbund Familie keinen herauslösen. Wir müssen immer das Ganze sehen.“ Mit eben diesem zu arbeiten, lächelt Sabrina Stemmer, sei nicht nur ihre persönliche Leidenschaft: „Es ist toll zu sehen, wie unsere Klienten an ihre Herausforderungen herangehen und ihren oft nicht unbeträchtlichen Wust auflösen.“ Manchmal helfe es einem Ratsuchenden schon, zu einer positiveren Lebenseinstellung zu finden. „Und wenn doch mehr zu tun ist – dafür sind wir da.“

(StadtSpiegel)