Kinder trauern meistens heimlich

Kinder trauern meistens heimlich

Kindern die Chance geben, in einem geschützten Raum zu trauern: das ermöglicht die Kindertrauergruppe des DRK Kreisverbands Mönchengladbach.

„Bei uns wird viel geweint, aber auch sehr viel gelacht“, erzählt Waltraud Aengenvoort. Die Diplom Sozialpädagogin und ausgebildete Trauerbegleiterin leitet gemeinsam mit Christiane zur Nieden, Heilpraktikerin Psychotherapie und Trauer- und Sterbebegleiterin, die Kindertrauergruppe in den Räumen des Deutschen Roten Kreuzes an der Carl-Diem-Straße 4-6.

„Dass Kinder trauern, sieht man nicht, sie trauern heimlich“, erklärt Waltraud Aengenvoort, „sie wollen ihr Umfeld schützen und verstecken ihre Trauer.“ In der Schule sei das anders: „Dort müssen sie keine Rücksicht nehmen. Immer wieder melden sich Lehrer bei uns, die bei den Kindern Verhaltensänderungen feststellen. Auch die Noten werden schlechter“, beschreibt Christiane zur Nieden, „die Eltern sehen die Trauer ihrer Kinder oft nicht. Da muss meist jemand von außen kommen, um sie darauf aufmerksam zu machen.“

Um den Kindern einen Raum für ihre Trauer zu geben, gibt es seit nunmehr über zehn Jahren die Kindertrauergruppe. An zehn Nachmittagen wird gespielt, miteinander gegessen und eben gemeinsam getrauert. „In der Gruppe treffen die Kinder auf andere Kinder, die in der gleichen Situation wie sie selbst stecken“, erzählt Aengenvoort, „so lernen sie, mit ihrer Trauer umzugehen und dass sie nicht allein sind.“

Gemeinsam werden in der Gruppe Schatzkisten gebastelt, in denen die Kinder später Erinnerungen an den Verstorbenen verstauen können. „Das kann das alte Hemd von Papa sein, Fotos, alles was das Kind an das verstorbene Familienmitglied erinnert“, erklärt Waltraud Aengenvoort. Phantasiereisen, Briefe schreiben, aber vor allem auch Gespräche über diejenigen, die die Kinder verloren haben, gehören zur Trauergruppe dazu. „Dazu gehört auch, dass man sich an lustige Begebenheiten erinnert, aber auch an Gelegenheiten, wo man sauer auf Mama oder Papa war“, erklärt Christiane zur Nieden. Trauern ist hier ganzheitlich, nichts wird ausgeklammert.

Kinder trauern in jeder Entwicklungsstufe aufs neue, „das erklären wir den Kindern“, betont Aengenvoort. Schönstes Ergebnis der Gruppen sind immer wieder die Freundschaften, die zwischen den Kindern entstehen – „Hilfe zur Selbsthilfe in ihrer schönsten Form“, freut sich Christiane zur Nieden. Die nächste Gruppe startet im zweiten Halbjahr 2015. Auch wenn die Gruppe in Mönchengladbach stattfindet – der Einzugsbereich geht weit über die Vitusstadt hinaus.

(Report Anzeigenblatt)