Jungs vor Salafisten schützen

Jungs vor Salafisten schützen

In Rheydt will der Paritätische mit dem Geld des Innenministeriums junge Männer davor bewahren, in den gewaltbereiten Salafismus abzugleiten.

Drei Millionen Muslime in Deutschland, 9 000 Salafisten, davon 1 500 gewaltbereit - der NRW-Innenminister war extra in die Stadt gekommen, um zu zeigen, wie wichtig ihm die Bekämpfung, aber auch die Einordnung dieser Szene ist.

Jungs vor Salafisten schützen

Ralf Jäger und Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners verwendeten im Rathaus bei ihrer Pressekonferenz den gleichen Begriff: „Mönchengladbach hat mit dem Salafismus leidvolle Erfahrung.“ Gemeint ist die radikale Richtung des Islam, die den Koran über alle weltlichen Gesetze stellt, und zu der auch Sven Lau zählt, dem zurzeit in Düsseldorf der Prozess gemacht wird - wegen Unterstützung einer islamistischen Terrormiliz.

„Viele junge Menschen suchen nach Identität“, versuchte Minister Jäger das Phänomen zu erklären. Haben sie Probleme in ihrem Umfeld, etwa in der Schule, werden sie anfällig für einfache Antworten und die Geborgenheit in einer Gemeinschaft. Hier setzt die Beratungsstelle mit ihrem Vorbeugungs-Projekt „Wegweiser“ an, das es bald 25 mal im Land geben soll. „Vor allem Frauen weisen auf junge Männer hin, die sich plötzlich verändern.“ In der Kleidung und in ihrer Wortwahl.

Was dann? „So paradox das klingt, aber man sollte ihnen erstmal zuhören und sie ernst nehmen.“ Denn alle Erfahrung zeigt: sie wollen reden. Damit das funktioniert macht der Innenminister klar: „Das muss dann ein geschützter Raum sein, es geht nicht ums Ausschnüffeln.“ Der neben ihm sitzende Chef des NRW-Verfassungsschutzes, Burhard Freier, nickt. Die angestellte Islamwissenschaftlerin beim Paritätischen soll anschließend mit Informationen dagegenhalten.

Seit zwei Jahren funktioniert diese Art der Prävention, hat 4 500 Anfragen ausgelöst und interessiert Fachleute aus den USA, Europa und Asien. Was hat sich seit den Anfängen verändert? Jäger sagt: „Die Radikalisierung erfolgt viel schneller.“ Waren es früher Jahre, sind es heute Monate und Wochen, manchmal Tage. Eine offene Flanke: Das Internet. „An die YouTube-Server im Ausland kommen wir nicht heran. Wir bräuchten eigentlich eine Art Gegenpropaganda.“ Innenministerien und Computerfreaks hätten sich schon getroffen - „aber die Sache ist schwierig.“

Zum Schluss des Termins gab es von Polizeipräsident Mathis Wiesselmann noch ein wenig Balsam für die Stadtseele: „Mönchengladbach ist aktuell kein Hotspot der Islamisten.“

(StadtSpiegel)