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Handicap Weihnachtsmarkt ?

Handicap Weihnachtsmarkt ?

Noch nie war der Weihnachtsmarkt in Rheydt so gut auf Behinderte eingestellt wie 2016. Aber es gibt noch genug zu tun, sagen Karin und Albert Sturm, die seit Jahren für Verbesserungen kämpfen.

Der elektrische Rollstuhl von Albert Sturm will in der Budenstadt auf dem Marktplatz nicht sofort anfahren. Der Boden ist mit Mulch ausgestreut, für Großstädter ein angenehmes Laufgefühl, für Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen eher nicht so toll, wie man nebenan sieht, wo sich ein junger Rolli-Fahrer von seinem Freund schieben lassen muss.

Aber der Handicap-Stürmer, wie Sturm sich selbst nennt, sagt direkt am Anfang: „Dieses Jahr ist der Markt vorbildlich gestaltet.“ Es gibt eine behindertengerechte Toilette, niedrige Tischchen, wo man Getränke abstellen kann und für die Servicekräfte gilt es als selbstverständlich, zu helfen, wo es nötig ist. Der Teufel steckt in der Kleinigkeit. Die Ehefrau, Karin Sturm, sagt: „Die Toilette ist abgeschlossen, das versteh’ ich, aber es gibt kein Hinweisschild, wo man sich den Schlüssel abholen kann.“ Die Zugänglichkeit, besser: die Erreichbarkeit von Toiletten ist überhaupt das, was das Ehepaar immer noch als größtes Hindernis einschätzt. „Wir würden auch gern mal morgens auswärts frühstücken.“ Doch immer sind die sanitären Anlagen im Keller angesiedelt. Zum besseren dagegen gewendet hat sich die Teilnahme an Planungsprozessen. „Die Stadtverwaltung will den Rathaus-Eingang G hier in Rheydt neu konzipieren, dazu hat man uns eingeladen.“ Aber: „Es wird immer noch mehr geredet als getan.“

Albert Sturm müht sich nicht erst seit seinem dritten, schweren Schlaganfall vor 13 Jahren zum Vorkämpfer gegen das Handicap. „Meine Frau und ich haben vorher meine demente Mutter über sieben Jahre gepflegt.“

In der Zeit seither hat sich das Ehepaar zum Handicap-Gewissen der Stadt emporgeschwungen. Mit immer wieder guten Sprüchen, die der ehemalige Werbetexter am Fließband heraushaut, etwa: „Die Behinderung gehört zum Leben wie die Nacht zum Tag.“ Die Dunkelheit des Weihnachtsmarkts macht ihm jetzt jedoch mehr Spaß als früher.

(StadtSpiegel)