Gut sterben

Fast jeder von uns schiebt den Gedanken an den Tod beiseite. Nur Menschen wie Daniela Knothe nicht. Die 39-jährige Krankenschwester arbeitet als Koordinatorin eines ambulanten Hospiz-Dienstes, betreut Todkranke bis zum Schluss und erzählt uns aus ihrem Alltag.

Andrea Müller (Name geändert) hat gerade ihren 60. Geburtstag gefeiert, da schlägt das Schicksal zu: Krebs. Sie lebt allein, will aber weder ins Krankenhaus noch in ein Hospiz — auch nicht, als es ihr rasant schlechter geht und ihre Schmerzen stärker und stärker werden. Ihre Tochter kümmert sich rührend um sie, hat aber selbst drei kleine Kinder zu versorgen. Zusammen mit einem Palliativ-Pflegedienst, der Koordinatorin und ehrenamtlichen Mitarbeitern planen Mutter und Tochter die Zukunft.

Morgens früh kommt der Pflegedienst mit dem Schlüssel ins Haus, führt die Grundpflege durch, bedient die Schmerzpumpe und fragt nach ihren Wünschen. Nachdem die Tochter ihre Kinder in die Schule und in den Kindergarten gebracht hat, frühstückt sie gemeinsam mit ihrer Mutter, bereitet das Mittagessen vor und verbringt mit ihr Zeit. Am Nachmittag klingelt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin und besucht Andrea Müller bis zum Abend. Später schaut der Pflegedienst noch mal nach ihr. Die Nacht verbringt sie alleine. So wird Andrea Müller betreut, bis zwei Tage vor ihrem Tod. Die letzten Nächte ist sie unruhig; die durch den Pflegedienst organisierte Nachtwache gibt ihr Sicherheit.

Warum diesen Weg jeder wählen kann, unabhängig von der Pflegestufe, lesen Sie jetzt. Daniela Knothe vom ambulanten Palliativ- und Hospizdienst klärt auf, was wir tun können, wenn wir Todkranke zu versorgen haben oder selbst vor unserem letzten Gang stehen. Wir unterhalten uns nach der Vormittagstour in ihrem Büro an der Mittelstraße.

Ambulante Palliativ-Versorgung - so lautet der sperrige Begriff und meint die Maßnahmen der Medizin bei fortschreitenden unheilbaren Erkrankungen. "Jeder kann beim Hausarzt eine Verordnung beantragen, wenn keine Heilung mehr in Sicht und die Lebenszeit begrenzt ist." Diese Verordnung ermöglicht dann Infusionen, die Symptomkontrolle und Mittel gegen die Schmerzen - ganz unabhängig von der Pflegestufe. Ein Pflegebett kann angefordert werden oder ein Nachtstuhl, auf dem man nebenbei kleine Entfernungen in der Wohnung überbrücken kann. "Das ist klasse, der wird noch am selben Tag geliefert."

Pleura- und Aszites-Drainagen versorgen, Tracheal-Kanülen wechseln, Schmerzpumpe programmieren - überall hilft der Dienst. "Obwohl: Die Schmerzpumpe kann man heute selber so steuern, als hätte man ein Smartphone in der Hand."

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Und was ist, wenn es dem Patienten wider Erwarten nach einem halben Jahr plötzlich besser geht? "Das haben wir öfter als gedacht." Dann wird die Versorgung eingestellt. "Es besteht aber die Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben und jederzeit die Pflege wieder aufzunehmen."
Wie sie selbst zum Tod steht? Die 39-jährige Mutter von zwei Kindern sagt ganz offen: "Selbstverständlich habe ich Angst, jeder fragt sich doch: Wie geht es weiter?"

Anderseits: Jede praktische Information rund um den Tod vermindert die Furcht ein wenig. Bei einem öffentlichen Info-Stand aller Hospiz- und Palliativ-Dienste in Mönchengladbach am Alten Markt kam mal ein älterer Herr zu ihr, dessen Frau vor kurzem gestorben war - und fing an zu weinen. "Wenn ich das nur alles gewusst hätte, aber ich hatte Hemmungen anzurufen." Diese Scheu will Daniela Knothe den Menschen nehmen. "Wir sind mit unseren ambulanten Hospiz- und Palliativ-Diensten in Mönchengladbach sehr gut aufgestellt, tauschen uns mit den anderen Organisationen ständig aus und können sagen: 'Wir kriegen das alles hin.'" Etwa dreißig ehrenamtliche Mitarbeiter sind in verschiedenen Diensten beim Wegbegleiter tätig, ein großer Teil trifft sich regelmäßig, bespricht Probleme, bildet sich weiter und lernt in der Supervision, das Handeln zu überprüfen und zu verbessern.

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie zu der Diskussion etwas beitragen wollen, schreiben Sie uns, per Brief oder per e-Mail: Blumenberger Straße 143-145, 41061 MG oder leserbriefe@stadt-spiegel-moenchengladbach.de oder am Telefon: 0 21 61 / 81 98 51.

www.wegbegleiter-mg.de
kostenlose und unverbindliche Palliativberatung: 0 21 66/ 99 854 32
hospiz@wegbegleiter-mg.de

(StadtSpiegel)