Gördes bietet spannende Einblicke

Gördes bietet spannende Einblicke

Mit Nicola Gördes hat die Stadt Mönchengladbach im 28. Anlauf erstmals eine deutsche Atelier stipendiaten. Die Videokünstlerin will sich in erster Linie mit dem Thema Garzweiler und den Folgen beschäftigen.

Verlassene Geisterstädte, in fast direkter Nachbarschaft ein aus dem Boden gestampfter Ort voller Neubauten - diese skurrile Szenerie hat Nicola Gördes sofort fasziniert. „Das war alles völlig neu für mich“, sagt sie, nachdem sie mit Barbara Weinthal, Leiterin des Fachbereich Umwelt der Stadt Mönchengladbach, einen ganzen Mittag im Bereich des Garzweiler-Tagebaus verbracht hatte. Im Vorfeld hatte sich die neue Atelierstipendiatin lange mit Mönchengladbach befasst und nach einem Thema gesucht, dass sie während der sechs Monate, die sie jetzt ihr Atelier bezieht, begleiten wird. „Dass sich eine Stipendiatin mit der Peripherie der Stadt beschäftigt ist etwas völlig Neues - aber gleichzeitig auch ein spannendes Feld“, sagt auch Dr. Thomas Hoeps, Leiter des städtischen Kulturbüros.

Erstmals ist eine deutsche Künstlerin mit dem Stipendium der Stadt betraut worden. Für sechs Monate wird Nicola Gördes jetzt im Atelier und Studio auf der Steinmetzstraße arbeiten, finanzielle Unterstützung für ihre geplante Ausstellung und den Katalog erhält sie dabei von der Hilde Wilberz-Stiftung. „Wir stellen hierfür gerne 15 000 Euro zur Verfügung“, sagt Michael Meuser aus dem Vorstand der Stiftung. Betreut wird Gördes von Claudia Tronicke von der c/o-Künstlerförderung.

In ihren bisherigen Filmen hat sich Nicola Gördes zumeist mit dem Verlust von Identität beschäftigt. So drehte sie Filme über eine Suppenbar, die schließen muss, weil die einzige Person, die Wasser kochen kann, nicht mehr da ist oder einen Mitarbeiter einer Autofabrik, dessen Job gekündigt wird. „Das Thema ’Scheitern’ zieht sich durch meine Filme“, erklärt Gördes.

Auch dokumentarische Arbeiten liegen der 31-jährigen am Herzen. So war sie im Rahmen der US-Präsidentschaftswahl gleich zwei Mal in den USA. Am Tag nach der Trump-Wahl im November, stand sie mit ihrer Kamera vor dem Weißen Haus. „Es war eine Stimmung wie auf einer Beerdigung - sehr leise, fast wie eingefroren“, erinnert sie sich. In vielen Nahaufnahmen legt sie ihren Fokus auf die Porträtierung einzelner Menschen, weniger auf die Masse. „Im Anschluss sind die Leute zum Trump-Hotel gegangen und haben vor dem Hotel demonstriert“, sagt sei. Mit einem gelähmten Gefühl sei sie wieder zurück gekommen und zur Amtseinführung Trumps nochmal nach Washington gereist, um auch hier Gegner und Befürworter des neuen Präsidenten zu dokumentieren.

Wie ihr Arbeit zum Tagebau Garzweiler aussieht, will sie Gördes noch offen lassen. Ob fiktional oder dokumentarisch wird sich noch entscheiden.

(Report Anzeigenblatt)