Fratz sein und Gutes tun

Fratz sein und Gutes tun

Der Fratz e.V. vermittelt Freizeitassistenten an Menschen mit Behinderungen, die in ihrer Freizeit, und besonders auf Reisen, Unterstützung benötigen. Vorab werden die jungen Menschen in einem Wochenendseminar geschult.

Reisen und gleichzeitig noch etwas Gutes tun: Der Fratz e. V. macht das möglich. Seit 2014 versteht sich der Verein als Bindemitglied zwischen hilfesuchenden Menschen und Menschen, die sich engagieren möchten. "Mit unserer vermittelnden Tätigkeit möchten wir etwas Positives gestalten und das ehrenamtliche Engagement in unserer Gesellschaft fördern", sagt Barbara Rütten vom Vorstand. Aber was genau kann man sich unter dem Konzept vorstellen? "Wir vermitteln Menschen, die im Alltag, in ihrer Freizeit, und besonders auch im Urlaub immer wieder auf Barrieren stoßen, passende Freizeitassistenten, die ihnen unterstützend zur Seite stehen können", erklärt David Vassallo vom Verein.

 Wie hebe ich den Rollstuhl richtig und sicher an? Das lernen die Teilnehmer in einem Wochenendseminar. Fotos: Simone Krakau
Wie hebe ich den Rollstuhl richtig und sicher an? Das lernen die Teilnehmer in einem Wochenendseminar. Fotos: Simone Krakau

Angestoßen wurde die Idee vor allen Dingen durch den Reiseveranstalter Quertours, der zahlreiche Reisen für Menschen mit Behinderungen anbietet. Zuvor organisierte der Veranstalter das Personal sozusagen selbst — nun liegt diese Aufgabe in der Hand des Vereins.

Aber wie werde ich eigentlich ein Fratz? Um den angehenden Freizeitassistenten einen realistischen Eindruck der Tätigkeit zu ermöglichen, finden vor dem Einsatz Wochenendseminare statt, welche die jungen Menschen auf die Aufgabe vorbereiten sollen. So wie auch an jenem Wochenende im Hardter Wald: Hier wurden die Teilnehmer über die möglichen Assistenzstufen aufgeklärt, und den damit benötigten Hilfsbedarf. Auch zum Thema Pflege gab es eine Schulung: Auf Krankheitsbilder wie Epilepsie und Diabetes gingen die Seminarleiter intensiv ein. Auch praktische Hilfestellungen und Tipps durften bei dem Seminar nicht fehlen: Wie hebe ich einen Rollstuhl richtig an? "Als Laie kann man dabei schon mal Schwierigkeiten bekommen", sagt Vassallo. An dieser Stelle sei aber auch betont, dass der Verein lediglich Kompetenzen vermittle. "Wir bilden keine Pflegekräfte aus", so David Vassallo.

Geschätzte 85 Prozent der angehenden Freizeitassistenten stammen beruflich gesehen aus dem sozialen Bereich. "Die restlichen 15 Prozent sind BWL-Studenten, studieren Maschinenbau — alles Querbeet", sagt Rütten. Woher kommt dann die Motivation zu dem Engagement als Freizeitassistent? "Viele suchen in ihrer Freizeit dann einfach den sozialen Ausgleich", weiß Vassallo. "Sie wollen schlichtweg etwas Gutes tun."

In der Regel dauern die Reisen um die 14 Tage. Kost und Logis sind für die Hilfeleistenden bei den Reisen immer frei— sogar eine ehrenamtliche Übungsleiterpauschale stünde den überwiegend jungen Assistenten zu. Bei den Assistenten liegt die Altersspanne in der Regel zwischen 18 und 28 Jahren. Vereinzelt gebe es auch mal eine Person, die den Rahmen sprenge, weiß Vassallo. Aber das sei eher eine Ausnahme.

Viele der Ehrenamtler sind bereits seit mehreren Jahren als Unterstützer tätig und dem Verein treu. So auch Carina Blaschzyk. Die 25-jährige engagiert sich schon seit 2011. Als gelernte Erzieherin und Studentin der Sozialarbeit, habe sie einen passenden Ferienjob gesucht, der gleichzeitig noch Berufserfahrung mit sich bringe. "Als Freizeitassistent kann man unter tollen Bedingungen und in einem super Zusammenhang reisen", sagt Blaschzyk. "Was will man mehr?" Mittlerweile kann sie aber nicht mehr ganz so viel Zeit in den Verein investieren. Verabschieden wollte sie sich aber nie ganz und kümmert sich deshalb nun um die Schulung des Nachwuchses.

(Report Anzeigenblatt)