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Es könnte alles viel einfacher sein

Es könnte alles viel einfacher sein

Jugendliche aus Arbeiterfamilien finden nach wie vor in viel geringerer Zahl den Weg an die Universitäten als solche mit akademischem Hintergrund. Diesem Ungleichgewicht entgegen wirkt seit drei Jahren die Mönchengladbacher Ortsgruppe des Vereins „Arbeiterkind“ – mit Erfolg.

Monika Najemnik, Initiatorin der örtlichen Arbeiterkind-Gruppe, lernte den Verein zunächst aus Mutterperspektive kennen. Ihre Tochter kam während des Abschlussjahres ihres Studiums in Wien mit dem Verein in Kontakt und merkte schnell „Hätte ich davon früher gewusst, wäre vieles viel einfacher gewesen.“

2012 nahm Monika Najemnik selbst ein Studium auf – nach langen Jahren im Beruf, denn in ihrem Elternhaus fand sie in ihrer Jugendzeit keine Unterstützung. Sie solle doch lieber arbeiten gehen und Geld verdienen, was Handfestes machen. Ein Vorurteil, das es auch heute noch überraschend häufig gibt und selbst, wenn Familien gewillt sind, den Studienwunsch des Kindes zu erfüllen, ist die Hemmschwelle recht hoch.

„Durch meine eigenen Erfahrungen habe ich zwar gemerkt, man findet sich als Arbeiterkinder an der Uni, aber die Hilfen eines Vereins hätten uns das Studium sehr erleichtert.“

Najemnik fand heraus, dass es in Mönchengladbach bis dato keine Ortsgruppe gab und gründete sie kurzerhand selbst. Seitdem sind immer etwa fünf bis sechs Mentoren aktiv. „Wir brauchen aber immer mehr“, erklärt Monika Najemnik lachend, „es können gar nicht genug sein. Wir haben immer viel mehr Anfragen als Mentoren zur Verfügung stehen.“ Das Schöne sei aber, so erzählt sie, da deutschlandweit so unglaublich viele (allein in NRW gibt es 22 Gruppen) Spezialisten im Arbeiterkind-Netzwerk verbunden sind, findet man für jede individuelle Anfrage schnell den richtigen Ansprechpartner.

Um das Angebot des Vereins an den Mann und die Frau zu bringen, nehmen die „Arbeitskinder“ an den Erstiveranstaltungen der Hochschule teil, gehen auf Ausbildungsmessen und sitzen auch mit am Runden Tisch der Uni. „Wir sind stolz darauf, in Gladbach inzwischen so gut vernetzt zu sein“, betont Najemnik. 1 000 Schüler, Studierende und Eltern konnte der Verein in Mönchengladbach schon weiterhelfen.

Einmal im Monat – immer am dritten Freitag von 18 bis 20 Uhr – treffen sich die Mentoren zum Stammtisch in der Hensen Brauerei. Dorthin kann jeder – Schüler, Eltern, Studenten – kommen, der eine Frage oder ein Anliegen hat. Die Hilfen reichen von der Studienfachwahl, bürokratischen Fragen, Unterstützung beim Hausarbeit schreiben bis zum Mentoring beim Berufseinstieg nach dem Abschluss – oder man hört einfach nur zu.

Monika Najemnik und ihre Mitstreiter betonen , dass sie niemanden zum Studium überreden. „Es geht uns um die Chancengleichheit. Wenn jemand studieren will, soll er das auch können. Da darf die Herkunft kein Hinderungsgrund sein.

(Report Anzeigenblatt)