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Ein toller Freiwilliger

Ein toller Freiwilliger

Der Mönchengladbacher Betriebswirt Christian Wetzel trifft einmal in der Woche für ein, zwei Stunden als Freiwilliger einen 15-jährigen Jungen, der vor dem Krieg in Syrien flüchten musste.

Zu dieser Ehren-Aufgabe ist der Mit-Vierziger gekommen, weil er sich ehrenamtlich engagieren wollte, weil er gerade seinen Job in einer Personalabteilung verloren und weil er von diesem Freiwilligen Zentrum in Rheydt gehört hatte, das den Einsatz von so genannten Zeit-Schenkern organisiert. „Zu unserem ersten Treffen sind wir dann beide mit starkem Herzklopfen gegangen.“

Und mussten erst mal eine Vertrauensbasis entwickeln. In der Bibliothek wollte Christian Wetzel seinem Schützling ein Buch vorlesen, es geht schließlich darum, die deutsche Sprache besser kennenzulernen, und wählte „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Das lehnte der Teenager empört ab, er wolle keine Kindergeschichten hören und griff dafür zu einem anderen Buch: „Aerobic, mit Ernährungstipps aus den 1980er Jahren“, erzählt Wetzel mit leicht amüsiertem Unterton. Beim nächsten Mal gab es einen ähnlichen Auftritt, als er dem jungen Syrer vorschlug, sie könnten doch mal den Tierpark in Odenkirchen besuchen. Dazu sei er doch schon viel zu alt, entgegnete er entrüstet. Als sich Christian Wetzel aber nicht davon beirren ließ, änderte sich auch die Meinung des jungen Mannes bald grundlegend. „Jetzt setze ich mich wie ein Opa auf die Bank und schaue zu, wie er sich von den Tieren gar nicht losreißen kann.“ Christian Wetzel grinst. Das ist es, was ihn gereizt hat: „Ich bekomme das Lächeln zurück und die Dankbarkeit.“

Sie reden jetzt auf Deutsch und Englisch miteinander, „natürlich will er wissen, wie sag ich einem Mädchen, dass ich es mag?“ Oder: „Woher kommt es, dass sich in Deutschland auch Frauen von Männern scheiden lassen können?“

Wie Christian Wetzels Umfeld auf seine Initiative reagiert hat? Vor allem mit Fragen: „Wo nimmst du die Zeit her? Was hast du davon?“ Aber auch: „Das traue ich mir nicht zu.“ Mittlerweile hat sich das geändert. „In erster Linie sagen die Menschen: ’Respekt’.“

Natürlich ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. „Ich zügele meine Neugier, aber mit der Zeit erzählt mein Schützling mir Sachen aus seinem Leben, da muss ich schlucken.“

(StadtSpiegel)