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Die Trauer als gemeinsamer Weg

Die Trauer als gemeinsamer Weg

Kinder trauern anders als Erwachsene, wenn sie einen geliebten Menschen verloren haben. Auf diese besonderen Bedürfnisse einzugehen, ist Sinn und Zweck einer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) gesponserten Trauergruppe, die sich speziell an Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis 13 Jahren richtet.

„Wie war es denn für euch in der Weihnachtszeit? Für Kinder sind das ja eigentlich sehr schöne Tage, aber ihr habt sie ja diesmal sicher etwas anders erlebt“ – Waltraud Aengenvoort, Diplom-Sozialpädagogin und Trauerbegleiterin, sucht das Gespräch mit den vier Jungen und einem Mädchen, die sich an diesem Nachmittag im DRK-Haus an der Carl-Diem-Straße eingefunden haben.

Im Kreis angeordnet sitzen die Kinder auf dem Boden, um im Rahmen der eingangs stets stattfindenden Befindlichkeitsrunde ihrer aktuellen Gefühlslage Ausdruck zu verleihen. Dabei reden sie ganz offen: Alexander (Namen von der Redaktion geändert) berichtet vom Weihnachtsfest in der Kur, während Lena sich darüber freut, ihre Freunde nach den Ferien wiederzusehen. Und Nicolas erzählt, dass er immer mal wieder an seinen verstorbenen Vater denken muss.

Es ist eine intime Atmosphäre, die hier herrscht, und dass ein Pressevertreter dieser Runde beiwohnen darf, ist daher eigentlich auch nicht vorgesehen. Heute allerdings ist eine Ausnahme, denn es geht vor allem kreativ und spielerisch zu. Aus Schuhkartons sollen „Schatzkisten“ gebastelt werden, in die die Kinder Erinnerungsstücke an ihre Verstorbenen Familienmitglieder legen können.

Bevor es jedoch soweit ist, steht zunächst einmal ein Tast- und Riechkurs, den Waltraud Aengenvoort und ihre Kollegin Nicole Füngerlings für die Kinder vorbereitet haben, auf dem Programm. Mit verbundenen Augen gilt es, verschiedene Objekte zu erfühlen und zu erriechen. Anschließend geht es noch ins Freie, wo – ebenfalls ohne Hilfe der Augen – die Geräuschkulisse einmal völlig befreit von optischen Reizen wahrgenommen werden soll. Aengenvoort erklärt: „Es geht bei diesen Übungen darum, den Kinder bewusst zu machen, dass die Erinnerung an die Verstorbenen mit allen Sinnen geschehen kann. Das T-Shirt zum Beispiel, das mir als Erinnerungsstück geblieben ist, das rieche ich ja auch.“

Es gehe in der Trauergruppe vor allem um das Wahrnehmen, Anschauen und Reflektieren, sagen die Gruppenleiterinnen. Der Ansatz, der dabei gewählt wird, ist familiensystemisch, das heißt die gesamte Familie wird in den Blick genommen und im Trauerprozess begleitet. „Die Bezugspersonen der Kinder sind unser erster Ansprechpartner“, so Aengenvoort, „wir geben den Familien Hilfe zur Selbsthilfe.“ Ziel sei die Stärkung des Selbstvertrauens der Trauernden, denn die Expertin weiß: „Wenn wir trauern, dann erkennen wir uns oft nicht wieder und verhalten uns ganz anders, als wir es selbst von uns kennen.“

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Als die Kinder am Ende des Treffens ihre fertigen „Schatzkisten“ präsentieren“, ist ein weiterer Schritt auf dem Weg aus der Trauer zurückgelegt. Es ist einer der letzten für die ansonsten sechsköpfige Gruppe (ein Junge fehlt an diesem Tag). Wenn der abschließende Termin, ein Fest für die Kinder und ihre Familien, beendet ist, werden sie sich insgesamt zehn mal getroffen haben, werden „Gefühlsuhren“ gebastelt, „Kraft-Bäume“ mit Blättern behängt und – auch dadurch soll Normalität vermittelt werden – regelmäßig zusammen zu Abend gegessen haben.

Der Aspekt der Gemeinschaft auf dem Weg aus der Sprachlosigkeit hinein in die Handlungsfähigkeit ist dabei ein entscheidender. Schließlich ist der Austausch der Kinder untereinander, so die Gruppenleiterinnen, die beste Trauerbegleitung, die es gibt.

(Report Anzeigenblatt)