Blutsbrüder fürs Leben

Blutsbrüder fürs Leben

Sam und Ben sind Blutsbrüder. Der eine lebt im Stadtteil Huron in South Dakota, der andere im Stadtteil Ohler in Mönchengladbach. Kennengelernt haben sich die beiden erst, nachdem sie Blutsbrüder wurden, und Bens Knochenmarkspende Sam das Leben rettete.

Gerade einmal zehn Monate ist der kleine Sam Radke, als bei ihm SCID (engl. severe combined immunodeficiency), ein schwerer kombinierter Immundefekt, festgestellt wird. Bei der SCID-Erkrankung ist das Abwehrsystem so schwach, dass kaum noch Schutz vor Infektionen besteht. So hatte Sam schon früh mit diversen Krankheiten zu kämpfen: Haarausfall, Wachstumsstörung, Ohren- und Lungenentzündung. Mit der Diagnose war die Erklärung dafür gefunden, doch es brach auch eine schwere Zeit mit etlichen Krankenhausaufenthalten für die Familie an. Die einzige wirkliche Rettung für Sam: eine Knochenmarkspende. Im internationalen Register werden damals lediglich vier mögliche Spender gefunden. Doch am Ende war nur einer bereit, sofort zu helfen.

Benedikt Roemer musste schon diverse Schicksalsschläge durchleiden. Als 2007 sein Vater an Krebs erkrankt, stand für ihn fest, dass er aktiv helfen möchte. Zuerst informierte er sich bei seinem Hausarzt, dann meldete er sich bei der Westdeutschen Spenderzentrale für Knochenmark und ließ sich typisieren. Eine unkomplizierte Blutentnahme später und Roemer erhielt seine Spendernummer mit den sogenannten HLA-Merkmalen. Damit war er in die Knochenmarkspenderdatei aufgenommen.

Ein dreiviertel Jahr später klingelte das Telefon im Hause Roemer. Es war die Westdeutsche Spenderzentrale. „Ihre Merkmale stimmen zu hundert Prozent überein. Wir würden Sie gern als Spender nehmen. Es handelt sich um ein krankes Kind in den USA und es ist dringend. Wären Sie bereit?“ Ohne zu zögern sagte der Mönchengladbacher zu, schließlich war es das, was er sich von seiner Aufnahme in die Knochenmarkspenderdatei erhofft hatte. Nun stand ihm eine Operation mit Vollnarkose bevor, denn der behandelnde amerikanische Arzt hatte um eine Knochenmarkspende aus dem Beckenkamm gebeten. Der Eingriff im Augusta Krankenhaus Düsseldorf verlief ohne Komplikationen, übrig blieb ein Schmerz, „wie bei einem blauen Fleck“, sagt Roemer.

Die Knochenmarktransplantation erfolgte im Juni 2008 und stärkte Sam, doch vollends heilen konnte sie ihn nicht. Die Ärzte stellen die Notwendigkeit einer weiteren Knochenmarkspende fest. Schließlich wird Benedikt Roemer zum zweiten Mal kontaktiert und gefragt, ob er wieder für den kleinen Jungen spenden würde. Die zweite Knochenmarkentnahme fiel etwas größer aus, doch erneut ohne Komplikationen. Im Juli 2009 erhält Sam die zweite Spende. Diesmal wird sein Stammzellenblut komplett ausgetauscht und an diesem Tag wurden Sam und Ben Blutsbrüder, ohne sich zu kennen. Ein kompletter Bluttausch bedeutet nämlich, dass der Patient nun auch die Blutgruppe mit allen Merkmalen des Spenders hat.

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Die Daten der Spender und Empfänger unterliegen zum beiderseitigen Schutz einer Geheimhaltungspflicht von allgemein zwei Jahren. Danach kann über die Zentrale - in diesem Fall die Westdeutsche Spenderzentrale - eine anonyme Anfrage getätigt werden. Aus Neugier, was aus dem Patienten geworden sei, stellt Roemer die Anfrage - und es kommt zu seiner Freude ein „Ja“ zur Kontaktaufnahme zurück.

Zunächst schrieben Mike und Danielle Radke, Sams Eltern, E-Mails mit dem Mann aus Deutschland, dem sie soviel zu verdanken hatten. „Wir hatten schon ein wenig Angst, ob wir uns überhaupt mit ihm verständigen können“, sagt Mike. Doch bald folgten die ersten Telefonate und dann die mittlerweile zur sonntäglichen Tradition gewordenen Telefonchats via Skype. „Als ich Sam das erste Mal sah und mit ihm reden konnte, dachte ich schon, dass da eine gewisse Ähnlichkeit besteht. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl denjenigen kennenzulernen, seine ganze Geschichte zu hören und plötzlich ein Teil dieser Geschichte zu sein“, so Ben. Und noch viel mehr: Die Radkes (Sam hat noch drei Geschwister) und Roemers (Benedikts Frau Nicole) sind eine große Familie. Zweimal besuchte Ben die Familie in South Dakota und die Amerikaner waren in diesem Jahr in Mönchengladbach zu Besuch.

Eine besonders schöne Geschichte, mit der Benedikt Roemer beim Erzählen vor allem eines erreichen möchte: „Die Menschen sollen sich bei einer Spenderzentrale typisieren lassen. Es tut nicht weh und ist keine große Sache. Ich kann sagen, dass es das Beste ist, was ich in meinem Leben geleistet habe.“

(Report Anzeigenblatt)