Abschied von Kapelle Maria Hilf: Jesus Christus zieht aus

Abschied von Kapelle Maria Hilf: Jesus Christus zieht aus

Es ist Freitag, der 13., 16 Uhr, und die Kapelle Maria Hilf ist kein spiritueller Ort mehr, kein Ort der Einkehr, kein Ort, an dem man Trost erfahren kann. Sie ist nur noch ein profaner Raum. Wegen des Umzugs des Krankenhauses Maria Hilf im Rahmen der geplanten Umgestaltung des Maria-Hilf-Areals ist die Krankenhauskapelle soeben entwidmet worden.

Christus ist ausgezogen. Für viele eine schwere Stunde.

Bereits in den letzten Tagen vor der Entwidmung hat Pfarrer Burkhard Kroh so ein seltsames Gefühl beschlichen. „Am Mittwoch hatten wir noch Generalprobe mit dem Projektchor“, erinnert er sich. „Da kam bei mir schon Wehmut auf.“ Seinem evangelischen Kollegen, Pfarrer Herbert Schimanski geht es ähnlich. 25 Jahre hat er in der Kapelle das Wort Gottes verkündet. „Es ist eben mehr als ein Haufen Steine“, erklärt er. „In der Kapelle ist so viel passiert, hier sind Kinder getauft worden, der Ort hat für viele Menschen eine ganz besondere Bedeutung.“

Welche zentrale Bedeutung die Kapelle für die Patienten, aber auch für die Mitarbeiter des Krankenhauses Maria Hilf hatte, erzählt Herbert Schimanski in einer kleinen, wahren Anekdote: „Ein Patient will sich nach einer Operation bei der Ärztin bedanken. Er geht also zu ihr und bedankt sich, aber die Ärztin antwortet: ’Ich habe nur geklempnert. Wenn Sie sich bedanken wollen, zeige ich Ihnen den Weg zur Kapelle.’“ Doch nicht nur für die Patienten stand die Kapelle offen. Auch Bürger aus der umliegenden Gemeinde besuchten regelmäßig den Gottensdienst. Wo gehen Sie künftig hin? „Die meisten werden in die Citykirche oder in die Franziskanerkirche St. Barbara ausweichen“, überlegt Kroh.

Jetzt jedenfalls heißt es Abschied nehmen. In einem letzten Gottesdienst wird die Kapelle Maria Hilf entwidmet. Es ist eine ebenso feierliche wie „demokratische Veranstaltung, in der alles Leute aus dem Haus mitmachen“, so Schimanski: die evangelischen wie die katholischen Seelsorger; aber auch Chefärzte und der ärztliche Direktor des Maria Hilf lesen Fürbitten vor. Nach liebevoll zusammengestellten Liedern, Orgelspiel, Chorgesängen, Gebeten, Predigten, der Kommunion und dem Schlussgebet wird das Ewige Licht gelöscht und der Altar in seine drei T-förmigen Einzelteile zerlegt – bereit zur Abholung für eine Aachener Kapelle. Pfarrer Schimanski trägt die Bibel, das Wort Gottes, nach draußen. Dort gibt es noch einen Umtrunk. Abschiedsstimmung. Aufbruchstimmung? „Es ist ein freudiger Anlass“, sagt Kroh. „Aber da ist auch dieses Gefühl von Trauer. Da sind all die Menschen, die hier 20 Jahre gearbeitet haben. Die müssen sich jetzt umstellen. Das bringt viel Unsicherheit mit sich. Dem müssen wir auch Rechnung tragen – mit Trauerarbeit.“

(Report Anzeigenblatt)