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„Wir sind erbost“

„Wir sind erbost“

Der Tierschutzverein Notpfote – Animal Rescue ist erbost. Im Gegensatz zu allen anderen Städten, wo der Verein aktiv ist, sollen Hunde, die auf privaten Pflegestellen zwischenzeitlich untergebracht werden, versteuert werden.

Der Verein wehrt sich gegen den Steuerbescheid und will klagen.

„Old Boy“ liegt genügsam unter dem Tisch. Was man auf den ersten Blick allerdings nicht sieht und merkt: der 13-jährige Vierbeiner ist blind und taub. Seit wenigen Monaten kümmert sich Alexandra Terveer um „Old Boy“, sie hat ihn als amtsveterinärlich angemeldete Pflegestelle bei sich aufgenommen und ihn in ihr Herz geschlossen. Und doch ist er Stein des Anstoßes. Denn, obwohl der Hund eigentlich Eigentum des Tierschutzvereins Notpfote – Animal Rescue ist, flatterte jetzt ein Steuerbescheid der Stadt Mönchengladbach ins Haus. „Da er der dritte Hund in meinem Haushalt ist, soll ich nun für jeden der Hunde 207 Euro Hundesteuer zahlen“, sagt Terveer.

In ganz Deutschland ist der Verein Notpfote aktiv und hat dort seine Pflegestellen, doch nur in Mönchengladbach sollen die Hunde, die meist nur wenige Monate bis zu ihrer Vermittlung in den Pflegestellen sind, jetzt auch mit einer Hundesteuer belegt werden. „Wir sind eine Tierheim ähnliche Einrichtung. Dort sind übrigens alle Hunde für zwölf Monate steuerbefreit“, sagt Babette Terveer, die erste Vorsitzende des Vereins. Und genau diese Ungleichbehandlung treibt ihr die Zornesröte ins Gesicht. Denn mit ihrer Arbeit unterstützt der Verein sogar die Tierheime. „Wir übernehmen viele alte Hunde, übergeben diese an Pflegestellen, um diese dann weiter zu vermitteln“, so Terveer.

Da der Verein Notpforte - Animal Rescue lediglich von Spenden lebt, bringt das Vorgehen der Stadt, Hundesteuer ab dem ersten Tag zu verlangen, den Verein an die Grenzen der finanziellen Belastbarkeit. „Bleibt es bei der Haltung der Stadt, können wir keine weiteren Hunde hier auf Pflegestellen unterbringen. Würden andere Städte dies genauso halten, könnten wir einpacken“, weiß Babette Terveer.

Dabei ist gerade die Vermittlung von alten Hunden wie „Old Boy“ ein wichtiges Anliegen des Vereins. Mit ihrem Gnadenplatz-Projekt „Alte Hunde für alte Menschen“ bringen sie oftmals Mensch und Tier noch im hohen Alter zusammen. „Viele ältere Leute scheuen sich, nochmal einen jungen Hund zu nehmen, weil sie Angst haben, diesen zu überleben. Bei einem älteren Hund ist diese Angst weitaus geringer“, weiß die erste Vorsitzende. Außerdem sind die Hunde in den Pflegestellen sozialisiert und die neuen Besitzer bekommen gleich einen Eindruck, wie sich der Hund in häuslicher Umgebung verhält. Wie im Falle von „Old Boy“. Hier hat der Verein bereits 800 Euro in Tierarztkosten investiert, um ihn wieder aufzupeppeln. „Außerdem verlangen wir für die alten Hund nicht die übliche Schutzgebühr“, so Terveer.

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Der Steuerbescheid der Stadt allerdings gefährdet das Projekt. Von städtischer Seite verteidigt man das Vorgehen und verweist auf auf die städtische Hundesteuersatzung. „Wenn jemand einen Hund in Pflege nimmt, wird er automatisch zum Hundehalter und muss den Hund vom ersten Tag an versteuern“, sagt Walter Schröders von der städtischen Pressestelle. Ausgenommen seien davon nur Hunde, die aus einem städtischen Tierheim aufgenommen werden. Hier könne auf Antrag für zwölf Monate die Hundesteuer entfallen. Ebenfalls von der Steuerpflicht befreit sei der vorübergehende Halter, wenn der Hund laufend in einer anderen Stadt versteuert wird und sich nicht länger als drei Monate in Mönchengladbach aufhält.

Für den Tierschutzverein Notpfote steht fest, dass man sich mit dieser Begründung nicht abfinden will. „Wir wollen keinen Streit und hoffen auf eine friedliche Einigung. Aber wir scheuen uns auch nicht davor, für unser Recht zu klagen“, sagt Babette Terveer. Einen Anwalt habe man bereits eingeschaltet, der nun eine Klage gegen den Bescheid prüft.

Auch „Old Boy“ hofft sicherlich auf eine Einigung und auf einen neuen Besitzer. Denn bis zu seiner Vermittlung wird es zunächst bei Alexandra Terveer bleiben und die Kosten die Kasse des Tierschutzvereins stark belasten. Doch das ist den Tierfreunden wert.

(Report Anzeigenblatt)