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„Unsere Lehrer sind am Limit“

„Unsere Lehrer sind am Limit“

Die Schulpflegschaft der Gesamtschule Espenstraße schlägt Alarm: Zum Sanierungsbedarf kommt mit sieben unbesetzten Lehrerstellen noch ein eklatanter Unterrichtsausfall dazu. Sie hofft, dass eine Petition an den Landtag endlich Besserung bringt.

Der Sohn von Thomas Wasilewski hat nach den Sommerferien seinen Englischlehrer noch nicht gesehen. Die Vertretung gibt zwei, statt der vorgesehenen vier Wochenstunden Englisch in der neunten Klasse der Gesamtschule Espenstraße. Mehr ist nicht drin. Wasilewski hat noch ein Kind in der siebten Klasse. Dort fallen zur Zeit Chemie und Sport aus. Sieben Lehrerstellen in Sport, Physik, Chemie, Musik, Französisch, Englisch und Deutsch sind nicht besetzt. „Ganztags“, das heißt in der Espenstraße für viele von 8 bis 13.20 Uhr.

„Unsere Lehrer geben alles, aber sie sind am Limit“, sagt Holger Dimke, Vorsitzender der Schulpflegschaft. Offizielle Springer, die vom Land auf Schulen verteilt werden, wo Mangel herrscht, gäbe es schon lange nicht mehr. Sogar auf eigene Kosten Lehrer einzustellen, haben die Eltern aus Verzweiflung schon diskutiert.

250 Unterrichtsstunden fallen Woche für Woche in der Espenstraße aus. Wie die Kinder am Ende den Unterrichtsausfall kompensieren sollen, weiß keiner. Denn wer zum Beispiel Abitur machen möchte, bekommt zentral vom Landesbildungsministerium die Fragen vorgelegt. Auf Ausfälle wird da keine Rücksicht genommen.

„Die Espenstraße ist am schlimmsten dran von allen Schulen in Mönchengladbach“, wissen die Elternvertreter. Mit 53,8 Prozent hat die sie den höchsten Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, mit 40 Prozent den höchsten Anteil an Kindern, die von Armut betroffen sind, mit 57 die meisten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. „Eine Brennpunktschule“, sagt Dominika Gnotke, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende, „kein Wunder, dass Bewerber sich statt für volle Klassen mit 30 Kindern, lieber für Internate oder Stellen als Krankenhauslehrer entscheiden“.

Zu allem Überfluss macht die Schule auch in anderen Bereichen einen nicht so einladenden Eindruck: Viele Fenster lassen sich aus Altersschwäche nicht mehr öffnen, es gibt kein WLAN, geschweige denn zeitgemäße funktionierende Computer, der Schulhof ist trist und veraltet und in manchen Klassenräumen gibt’s nichtmal Strom.

Die Elternpflegschaft hat jetzt eine Petition verabschiedet und mehr als 400 Unterschriften gesammelt, die sie an den Petitionsausschuss des Landtags übergeben will. „Wir haben überraschend viel Unterstützung von Elternpflegschaften anderer Städte bekommen“, sagt Thomas Wasilewski, „das hätte ich nicht gedacht“. Von den örtlichen Politikern hat Wasilewski hingegen auf einen entsprechenden Brief wenig Resonanz bekommen. Lediglich Fraktionsvorsitzender Karl Sasserath von den Grünen hat reagiert.

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„Wir wünschen uns, dass die Landtagsabgeordneten sich für uns stark machen“, sagt Wasilewski. Und dann zitieren die Eltern noch John F. Kennedy: „Es gibt nur eins, was auf Dauer noch teurer ist als Bildung: keine Bildung.“

(Report Anzeigenblatt)