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„Alles voller Schimmel“

„Alles voller Schimmel“

Anna-Maria Heinen und Manuel von Hecken erwarten kein Luxus-Domizil. Aber trockene Wände und ein dichtes Dach wäre für die Großfamilie mit ihren sechs Kindern hilfreich. Beides vermissen sie in ihrer Bleibe an der Düsseldorfer Straße.

Der Vermieter wollte oder konnte den unhaltbaren Zustand bisher nicht ändern. Aber es tut sich was.

„Halten Sie sich den Mund zu“, warnt Anna-Maria Heinen, bevor sie die Tür zum Kinderzimmer öffnet. Die Schimmel-Sporen sieht man nicht, aber sie sind da. Ihr Verlobter Manuel von Hecken geht in die Hocke und zieht die Steckdose leicht aus dem Mauerwerk. „Alles nass.“ Feuchtigkeit weicht die Wand auf, Flecken in vielen Schattierungen überziehen die Tapete.

Seit genau einem Jahr wohnen sie hier. Der Besichtigungstermin fand im Dunkeln statt, „schon 14 Tage später haben wir die Mängel beim Vermieter gerügt.“ Mit SMS, Briefen, E-Mails. Der Eigentümer reagierte nicht, nur „der Alte“, der Vater, kam vorbei, um beim Rausgehen zu murmeln „hier wird nichts mehr reingesteckt.“ Inzwischen hat der Besitzer gewechselt, der Schaden bleibt der Gleiche. Die Mieter haben einen Rechtsanwalt beauftragt. Der hat ihnen geraten, von Juli bis Dezember die Hälfte der 1315 Euro Miete zu überweisen und die Zahlung ab Januar 2018 auf Null zu setzen. Das Kinderzimmer ist ja nicht die einzige Schwachstelle in diesem Flachdach-Anbau. Auch die Außenwände des Wohnzimmers sind feucht, „bei uns herrscht das Chaos, weil wir nichts an die Wände stellen können.“ Im Bad sieht es nicht besser aus. „Obwohl wir stoßlüften und immer für gute Luft sorgen.“

Die acht Bewohner gehen sich mittlerweile auf dem engen Raum gegenseitig auf die Nerven, weil drei Zimmer nicht betretbar sind. „Das schlägt auf die Psyche.“ Die Kinder, zwischen 10 und 19 Jahre alt, kränkeln und die Eltern schlagen sich mit chronischen Atembeschwerden herum.

Stadt-Sprecher Dirk Rütten weiß, dass die Wohnaufsicht schon tätig geworden ist. „Außerdem haben sich nach unseren Informationen die Anwälte beider Parteien in dieser Woche ausgetauscht und es heißt, der Eigentümer sei kooperativ und wolle sanieren.“ Auf der Vermittlungsliste der Stadt könnte Anna-Maria Heinen weit oben stehen. Einziges Hindernis: Sie muss jetzt noch die Unterlagen für den Wohnberechtigungsschein beibringen, ohne den nichts läuft.

(Report Anzeigenblatt)