Kabinenpredigt Borussia: Die Charakterfrage

Kabinenpredigt Borussia: Die Charakterfrage

Zwei Spiele, vier Punkte, eine Runde weiter im Pokal: Borussia ist nach dem Saisonstart im Soll.

Gegen Bayer Leverkusen half das nötige Quäntchen Glück, beim Unentschieden bei den unangenehmen Augsburgern ein starker Yann Sommer im Tor. Auch dass Millionen-Mann Alassane Plea nach seinen drei Treffern im Pokal nun gleich in der Liga nachlegte, erfreut. An Borussias teuerstem Spieler der Vereinsgeschichte wird aber auch schon die Stärke (oder das Problem?) des aktuellen Kaders deutlich: Trainer Dieter Hecking hat es angesichts der hohen Quantität und Qualität im Kader gar nicht nötig, Plea von Beginn an spielen zu lassen; in beiden Partien kam der Franzose erst in der zweiten Halbzeit ins Spiel.

Darüber hätte sich Christoph Kramer schon gefreut: Der Weltmeister schmorte inklusive Pokal 180 Minuten auf der Bank, gegen Augsburg fehlte er wegen grippalen Infekts. Auch Denis Zakaria, Senkrechtstarter der vergangenen Saison, ist im Moment nicht erste Wahl, genauso wenig wie Borussias Spieler der Saison, Michael Cuisance. Patrick Herrmann kam gegen Bayer nur zu einem Kurzeinsatz. Und was ist, wenn alle angeschlagenen Spieler wieder fit sind? Elvedi, Kapitän Stindl, Traoré, Michael Lang — sie alle erheben verständlicherweise Anspruch auf Spielzeit. Ein Luxusproblem für Hecking, der dieses aber wie Manager Max Eberl im Laufe der Saison elegant moderieren muss, um Unzufriedenheit der Bankangestellten und Tribünengäste zu vermeiden.

Auf der anderen Seite wird sich so auch schon früh der Charakter des Teams offenbaren: Zeigen die Reservisten öffentlich ihre Unzufriedenheit, oder stellen sie sich in den Dienst der Mannschaft und empfehlen sich mit Leistung im Training für die erste Elf? Schon die ersten beiden Spieltage haben gezeigt, dass selbst Etablierte wie Kramer und Zakaria nicht vor der Ersatzbank gefeit sind. Auch von der Reaktion der Unberücksichtigten wird abhängen, wie erfolgreich Borussia in dieser Saison sein kann. Dass sich der Kader wie letztes Jahr aufgrund von muskulären Verletzungen phasenweise wieder halbiert und sich so Personalfragen gar nicht erst stellen, darf dabei natürlich nicht die Lösung sein.

(StadtSpiegel)